A MAZE./ Berlin 2017 – Ein Liebesbrief
Hach, A MAZE, mein geliebtes A MAZE, gross geworden bist du. Bereits dein sechster Geburtstag liegt nun hinter uns. Du wurdest so schnell erwachsen; zu gerne erinnere ich mich noch an deine früheren Tage zurück. Die Tage waren noch unbeschwert, die Indie Szene voller Fröhlichkeit und Hoffnung; eine eingeschworene Gemeinde voller Verrückter und jeder kannte jeden.
Doch diese Tage liegen hinter uns. Wir sind nicht mehr Nische. Im Gegenteil, durch die leichtere Zugänglichkeit von Game Engines ist der Markt momentan vollkommen übersättigt. Wirklich wahrhaben willst du das noch nicht. Zwar versuchtest du das Thema mit einem Panel zum Geld verdienen aufzubringen, doch den Teilnehmern ging es vorwiegend ums Geld machen. Wir wollen einfach nur von unserer Kunst überleben können und uns nicht ständig Gedanken machen müssen, wie wir nächsten Monat die Miete bezahlen sollen oder wie weit wir die Nahrungskosten reduzieren können, um gerade noch funktionstüchtig zu sein.
Du scheinst dich gegen diese Wahrheit noch ein bisschen zu wehren, aber leugnest sie durchaus nicht. Immerhin fand dieses Jahr zum ersten Mal eine ungewohnt businesslastige Veranstaltung mit dem Blender (aka Mix & Match) statt. Auch bei den alten Hasen wird mittlerweile offen mit dem Thema und der Situation umgegangen, die naive Verklärtheit, der ursprüngliche Enthusiasmus, ist ein wenig verflogen und die harte Realität akzeptiert worden.
Doch durch dein Alter ziehst du nicht mehr nur die Insider an. Du bist längst kein Geheimtipp mehr. Hunderte neue Gesichter kamen, um deinen Geburtstag zu feiern und brachten ebenjene Überschwänglichkeit mit, die wir selber in den letzten Jahren ein wenig verloren hatten. Auch die (mögliche) Zukunft des Gaming hast du ausgiebig gefeiert und ihr ein ganzes Stockwerk samt Talks gewidmet. Du schaffst es stets positiv nach vorne zu schauen.
Vielen Neulingen war jedoch gar nicht bewusst, dass neben der Urban Spree auch im Haubentaucher gefeiert wurde und wichtige Präsentationen dort statt fanden. Es tat fast weh, das Herzstück deiner letztjährigen Feier beinahe verlassen vorzufinden. War doch die Dekonstruktion von Thumper eine der motivierendsten Ausstellungen, die ich seit langem gesehen hatte.
Auch die von vielen geliebten Hypertalks konnten den – zugegeben hohen – Erwartungen dieses Jahr nicht gerecht werden. Viel mehr erwarteten uns Hyper-„Ich-nutze-meine-fünf-Minuten-um-für-mein-Spiel-Werbung-zu-machen“-Talks. Aber verständlich, irgendwie müssen wir ja auf uns aufmerksam machen und es waren auch durchaus wieder lehrreiche Präsentationen dabei.
Besonders elegant kam deine Galerie daher dieses Jahr. Reduziert, minimalistisch, aber weitaus fokusierter; eben erwachsener. Ein bisschen vermisste ich aber auch die Verspieltheit der letzten Jahre. Es gab weniger zu entdecken in deinen Gebäuden und auch die Interaktionsmöglichkeiten miteinander, konkret Multiplayer Spiele, ob analog oder digital, waren weniger vorhanden.
Dein musikalischer Geschmack war schon immer speziell gewesen, aber dieses Jahr scheinst du alle Register gezogen zu haben. Besonders der fast schon transzendentale Auftritt von DJ Die Soon hat sich mit seiner zukunftsweisenden Musik für immer in meine Synapsen eingebrannt.
Ich liebe dich noch immer und hatte wieder eine extreme gute zeit auf deiner Party. Erwachsen werden ist schwierig und ich bin mir sicher, dass auch du in den nächsten Jahren zu wahrer Grösse reifen, uns verbitternden alten Zynikern wieder die kindliche Freude schenken, sowie den naiven Jünglingen mit gefestigter Hand die Richtung weisen wirst.
Danke und bis zum nächsten Jahr,
Patrick
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