Alienation – Zwischen Arcade-Fun & Diablo
Alienation bedeutet Entfremdung im Englischen. Zudem ist es auch der Name des neusten Spiels der Housemarque Studios. In diesem Fall ist die Bezeichnung jedoch irreführend: Das Werk fühlt sich an, als würde man einen alten Freund wiedersehen. Servus du Ekel, schön dich zu treffen!
Unbesungene Helden
Housemarque ist bekannt dafür, Qualität abzuliefern. Sie waren über all die Jahre ihrer Zusammenarbeit mit Sony immer unscheinbarer als die anderen. Nicht so bekannt, wie die grossen Studios Naughty Dog oder Insomniac, aber sie fanden ihre Nische, schneideten vorher unnötiges Fett weg und schliffen all ihre Spiele bis zur Perfektion.
Ein perfektes Beispiel ihres Schaffens war Resogun. Ein klassischer 2D Shooter, der direkt mit der Zeitmaschine aus den Achtzigerjahren gekommen zu sein schien. In diesem Spiel kämpften wir in unserem Raumschiff um unser Leben, in einer Miniaturwelt, die aus Millionen Pixeln bestand. Mit gefletschten Zähnen versuchten wir, so viele Leben zu retten und Feinde zu besiegen, bis eine Explosion unvermeidbar die Apokalypse einläutete. Dieses Spiel konnte einfach alles, ausser zu langweilen. Nun ist es Zeit für eine weitere Runde. Diesmal schlagen wir zurück.
Sie wählten den falschen Planeten
Das Intro könnte belangloser kaum sein, also machen wir es so: Ich fasse die komplette Geschichte in einem Wort zusammen: Aliens. Oder besser in einem Satz: "Die Ausserirdischen sind hier und wir holen uns den Planeten zurück." Ein spartanisches Menü begrüsst mich und ladet mich ein, zwischen drei Klassen zu wechseln. Ein bulliger Space Marine, den ich Private Generic nenne, ein Biospezialist und ein Saboteur. Die Level begutachten wir aus einer isometrischen Sicht von oben. Wie von Twin-Stick Shootern gewohnt, bewegen wir uns in eine Richtung und feuern in eine andere. Die Umgebungen sind dabei angenehm detailliert und farbig. Es herrscht viel Abwechslung, wenn es auch vom Design her keinen Innovationspreis gewinnen wird. Ein Videospiel in Reinkultur, das gar nicht realistisch aussehen will.
Die bunten Explosionen, Anzeigen und die Computerstimme mit der Nachricht "Multiplier up" erinnern mich an Spielhallenautomaten. Der Tod ist entsprechend undramatisch. Viel mehr gehen wir einfach wieder ins Geschehen zurück. Die erreichten Ziele bleiben bestehen, nur die Gegner greifen wieder an. Dies kommt uns aber gerade recht, denn wir brauchen die Erfahrungspunkte und Waffen. Das Belohnungshamsterrad dreht sich immer weiter. So soll es auch sein. Zum Oldschool-Design gehört natürlich auch eine entsprechend anspruchsvolle Challenge. Diese ist allerdings nicht so hoch, wie bei der Konkurrenz. Nur die letzte Mission ist eine wirkliche Knacknuss, da der Tod ausnahmsweise mal definitiv ist.
Von einem der auszog, um das Abknallen von ETS zu lernen
Um auf den höheren Schwierigkeitsgraden und im zweiten Spieldurchlauf überhaupt eine Chance zu haben, müssen wir unsere Fähigkeiten optimal ausnutzen. Beim Aufleveln schalten wir aktive und passive Fähigkeiten frei, mit denen wir uns, zusammen mit den im Spiel gefundenen Waffen, zur Wehr setzen. So kann man ein Schutzschild einsetzen, Raketen vom Himmel bestellen oder die Gruppe heilen. "Gruppe" ist ein gutes Stichwort.
Während der Singleplayer sehr stimmig ist, ist für mich im Multiplayer (für bis zu vier Spieler) der Kern des Vergnügens. Kinderleicht loggen wir uns in ein bestehendes Spiel ein oder erlauben es Fremden, in unser eigenes einzugreifen. Die Gegner werden dabei stärker, wir profitieren aber auch davon, indem wir von den Teammitgliedern gerettet werden können. Mittels einfacher Kommandos, wie "wait" oder "over here" kommunizieren wir miteinander.
Für mich ist Alienation die ideale Symbiose zwischen Arcade-Fun und Diablo. Das Spiel bietet die Möglichkeit voll einzutauchen und auf unkomplizierte Weise Zubehör zu sammeln, als auch einfach nur hie und da eine Runde zu bestreiten. Es spielt sich angenehm und inuitiv. Kurz: Es will nicht mehr sein, als es ist, tut aber, was es soll – beinahe zur Perfektion.
Ich liebe diese Aliens einfach und kann abschliessend nur Bukowski falsch zitieren: "Find something you love – and kill it!"
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