Angeschaut: 4PM
4PM ist wahrlich der Inbegriff von einem Indie Game! Es wurde nämlich nicht von einem Studio erstellt, sondern ist das Projekt einer englischen Filmschule.
Es handelt sich dabei um ein überraschend kurzes Abenteuerspiel, welches die Geschichte von Caroline erzählt, eine unglückliche Büroangestellte mit einem mysteriösen Geheimnis. Wir steuern dabei die alkoholkranke Protagonistin durch drei kurze Level, die von Anfang an ausgewählt werden können. Ausser einer eher nervenden Schleichpassage und ein paar interaktiven Objekten in leeren Räumen, bietet dabei die Erfahrung aber kaum etwas. Klar, man kann an ein paar Punkten den Dialog steuern und zwei Enden erleben. Aber ist das genug? Die Grafik ist dabei durchwachsen; während die Beleuchtung fantastisch aussieht und dabei die dichte Atmosphäre unterstreicht, wirken die Gesichtsanimationen altbacken und regungslos. Das wahre Problem dieses Werks ist allerdings die Spieldauer.
Ein kurzes Vergnügen
In 60 Minuten habe ich 4PM drei Mal durchgespielt, jedes Plakat gelesen und sämtliche Dialogoptionen angewählt. Dabei geht es mir hier nicht ums Geld, denn die Entwickler weisen fairerweise auf die kurze Spieldauer hin und verlangen auch nur ca. 4 Euro dafür. Das Problem ist vielmehr, dass es die Entwickler leider versäumt haben, das Timing der Geschichte festzunageln. Zunächst ist man interessiert an den Geschehnissen. Endlich mal die weibliche Perspektive einer emotionalen Problematik. Dies ist schon in Filmen selten und im Videospielsektor eine Sensation. Zu schnell springt man jedoch von Schauplatz zu Schauplatz und, bevor man sich versieht, ist man beim finalen Twist und fragt sich, ob man da was versehentlich übersprungen hat. Themen anschneiden und danach auf Fast Forward einer eher banalen Pointe zurasen, ein dramaturgischer Fehlgriff.
Der Teufel steckt im Detail
Trotzdem habe ich oftmals kleine Perlen entdeckt. Als Beispiel sei eine Taxifahrt genannt, bei der man mit dem Fahrer spricht. Auf der Lehne des Beifahrers ist ein Kleber angebracht, welcher eine im Victoryzeichen geformte Hand in amerikanischen Farben zeigt. Der Kleber ist gefaltet und ich habe immer wieder versucht diesen anzubringen, aber es hat nie geklappt. Förmlich spürte ich die Verzweiflung der jungen Frau, etwas immer wieder zu versuchen und es nicht zu schaffen.
Es fällt mir sehr schwer, 4PM nicht zu empfehlen, denn die Entwickler scheinen sympathisch zu sein. Überall steckt Herzblut und Motivation dahinter. So ist 4PM eher eine Demo für ein potentiell stärkereres Nachfolgeprojekt. Trotz allem muss aber gesagt werden, dass wir in Zeiten Leben, in der die Leute buchstäblich für Kartoffelsalat spenden. Da fände ich es nicht daneben, auch diese Jungs zu unterstützen.
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