Angeschaut: Life Is Strange Ep. 1- Chrysalis
DONTNOD Entertainment, bekannt durch Remember Me, veröffentlichte kürzlich die erste von fünf Episoden zu Life Is Strange. Das storylastige Abenteuer ist bei weitem kein perfektes Spiel; schlechte Lippensynchronisation, Dialoge, welche stellenweise wirken als stammten sie von einem 40-Jährigen der versucht hip zu sein und hakelige Animationen verhindern dies. Trotzdem ist Life Is Strange bereits jetzt ein heisser Anwärter für mein persönliches Lieblingsspiel 2015.
Unverbrauchtes Szenario
Selten wird die Schule als Kulisse in Videospielen verwendet, ausser der Persona-Reihe, Final Fantasy VIII, Obscure und Bully fallen mir spontan keine ein, zumal die meisten dieser Spiele vor Jahren erschienen sind. Umso erfreulicher ist es deshalb, nach langer Zeit erneut in den virtuellen Schulalltag einzutauchen.
Nostalgie
Die Hauptprotagonistin Max kehrt nach fünf Jahren Abwesenheit zurück in ihre Heimatstadt. Als Fotografie Studentin liebt sie es ihre Umwelt zu beobachten und nicht gross aufzufallen. Auch wenn sich nicht jeder mit ihrer zurückhaltenden Art identifizieren kann, hilft dies der Immersion – befinden wir uns als Spieler doch auch in der Rolle des Beobachters einer anderen Welt.
Max ist in der Zeit ein wenig stehengeblieben: Sie besitzt eine alte Polaroid Kamera, ein mitgenommenes Etui und ein handgeschriebenes Tagebuch. Diese geschickt gewählte Charaktereigenschaft erinnert den Spieler sofort an die eigene Schulzeit.
Untermalt wird diese nostalgische Stimmung mit einem fantastischen Soundtrack mit Liedern von Syd Matters, Angus & Julia Stone, José González, Mogwai und weiteren. In diesem Ambiente ist es durchaus angebracht minutenlang auf einer Schaukel zu sitzen, dabei völlig die Welt um sich herum zu vergessen und ähnlich wie Chloe in sich selber zu versinken.
Charaktertiefe
Während der rund zwei stündigen Spielzeit lernen wir diverse Charaktere kenne. Diese decken verschiedenste Stereotypen ab, wie zum Beispiel der jung gebliebene Lehrer, das Mauerblümchen, die Zicke, der vermeintliche König der Schule und dieser eine Typ, der immer viel zu viele Nachrichten an seine Angebetete schreibt. Jeder von uns assoziiert gewisse Personen aus seiner Vergangenheit mit diesen Stereotypen, was ein kinderleichtes Eintauchen in die Welt des Spieles ermöglicht.
Dank Maxs Tagebuch erfahren wir allerlei Hintergrundinformationen über die Charaktere. Anhand der unzähligen interaktiven Objekte und Gespräche, bekommen die Charaktere an Tiefe und zeigen Facetten ausserhalb ihrer stereotypischen Bandbreite.
Wer hat an der Uhr gedreht?
Anders als wir es von Telltales Spielen gewohnt sind, stehen wir in Life Is Strange selten unter Zeitdruck. Max besitzt die besondere Gabe in der Zeit zurück zu reisen und die Geschehnisse um sich herum zu beeinflussen. Falls uns das Ergebnis eines Gespräches nicht gefällt, drehen wir einfach die Zeit zurück und wählen eine andere Option.
Diese Fähigkeit ist nicht bloss eine nette Dreingabe, sondern ein wichtiges Spielelement. Sie steht im Zentrum der Geschichte, hilft uns diverse Hindernisse zu überwinden und führt manchmal zu lustigen Situationen. Aus grosser Kraft folgt grosse Verantwortung und am Ende der Episode wird uns das volle Ausmass derer mit einem Schlag ins Gesicht präsentiert.
Fazit
DONTNOD Entertainment schafft mit Life Is Strange eine wunderschöne Welt mit authentischen Charakteren und einer interessanten Geschichte. Nach einem starken Anfang schaltet das Spiel einen Gang runter zur Entwicklung der Charaktere und endet anschliessend mit einem Knall. Nach der Einführung der Zeitreise-Mechanik entfuhr mir ein lautes „Holy Shit!“ und das Outro, untermalt mit Obstacles von Syd Matters, liess mich mit Gänsehaut zurück.
Nun müssen wir uns sechs Wochen bis zum Erscheinen der nächsten Episode gedulden und hoffen, dass das hohe Niveau der ersten Episode gehalten werden kann. Wer mehr über die Hintergründe von Life Is Strange erfahren möchte, dem seien die Entwickler Tagebücher ans Herzen gelegt.
Life Is Strange ist erhältlich für Xbox One, PlayStation 4, Xbox 360, PlayStation 3 und PC.
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