Angeschaut: Ori and the Blind Forest
Die grafische Pracht von Ori and the Blind Forest, war schon seit den ersten Bildern klar, doch niemand hätte uns darauf vorbereiten können, wie emotional das Spiel ist, wie sehr es mitreisst. Obwohl das Spiel an verschiedensten Orten der Welt entstanden ist, wirkt alles wie aus einem Guss. Glücklicherweise hat Microsoft das Potential erkannt und Entwickler Moon Studios tatkräftig unterstützt. Weil Ori so viel Vorfreude ausgelöst hat, sind Steven und ich dieses Angeschaut gemeinsam angegangen.
Waldgeflüster
Es ist Still, nur das raunen der Blätter ist zu hören. Plötzlich erscheint ein gleissendes Licht. Ein kuschelig-weisses Wesen fällt vom Himmel. Schon bald landen wir in der Obhut einer Bärenmutter. Doch das Schicksal entreisst uns dieser trügerischen Idylle. Wir müssen alles hinter uns lassen, auf der Suche nach Licht und Hoffnung. Es beginnt mit dem Ende; welke Blätter und der Tod liegen in der Luft.
Schon in der Anfangssequenz von Ori and the Blind Forest kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir bewundern die vielen liebevollen Animationen, die der Welt Leben einhauchen. Selbst die Hintergründe erzählen in ihren unzähligen Details viele zusätzliche Geschichten. Ständig ziehen seltsame Waldwesen vorbei, immerzu ist die Welt in Bewegung. Schier wähnen wir uns in einem Disney- oder Ghibli Film.
Man kann sich dem Charme des Hauptcharakters einfach nicht entziehen. Der knuddelige Ori erobert in kürzester Zeit unser Herz, seine Geschichte berührt. Diese wird im Übrigen nur von mysteriösen Stimmen erzählt, bis auf einige süsse Laute bleibt Ori stumm.
Rauschen des Wassers
Hüpfe um dein Leben! Vertikal flüchten wir vor tobenden Wassermassen, die uns zu verschlingen drohen. Die Gischt sprüht an allen Ecken auf, stets nahe genug, um unsere Fusssohlen zu benetzen. Das erlernte Können wenden wir hier an: Doppelsprünge, Portale sowie Geschosse trennen uns vom augenblicklichen Tod.
Dieser Abschnitt (welcher dutzende Versuche forderte) ist exemplarisch für die Qualität des Gameplays. Solch eine Sequenz erfordert eine perfekte Balance, um weder zu einfach noch zu schwer auszufallen. Motivieren muss sie ausserdem auch, was hier absolut der Fall ist. Niemals sind wir nach einer schwierigen Sequenz frustriert, stattdessen stellt sich ein sehr zufriedenstellendes Gefühl ein.
Das Spiel hat einen fast perfekten Spielfluss. Anfangs noch einfach, zieht der Schwierigkeitsgrad schnell an. Selbst die Rätsel werden mit der Zeit immer anspruchsvoller. Manchmal wollen Steine an die richtige Stelle befördert werden, um Geschosse umzulenken. In einer Winterlandschaft können wir an der Decke laufen, solange wir eine Kugel in den Händen halten. Actionsequenzen sind genauso vorhanden, wie gemütliche Rätseleinlagen. Eines zieht sich jedoch durch das ganze Spiel, die Abwechslung. Selten hat es ein Spiel so gut geschafft, dauerhaft zu fordern und uns stets aufs Neue zu überraschen.
Eisiger Wind
Der Atem gefriert in der Luft, wir erstarren beinahe vor Kälte. Immer schwieriger werden die Herausforderungen, immer zäher die Gegner. Doch das Ende ist in Sicht, Aufgeben kommt nicht in Frage.
Weil Ori selber friedfertig ist, übernimmt eine Waldfee das Kämpfen für ihn. Diese beharkt die zahlreichen Gegner mit Geschossen. Erledigte Feinde hinterlassen Lebenszellen, die wir wiederum in einen Fähigkeitenbaum investieren. Dort erforschen wir erhöhte Angriffskraft oder lernen unter Wasser zu Atmen. Zum kaltblütigen Actionhelden werden wir allerdings nie. So lassen wir bei einem ulkigen Troll Gnade walten, der eigentlich Endgegner eines Levels ist.
Obwohl Gebiete teils mehrmals durchlaufen werden müssen, wird uns dabei selten langweilig. Denn die Welt verändert sich, nachdem wir verschiedene Abschnitte des Spiels gemeistert haben. Sobald wir zum Beispiel das Element Wasser unser eigen nennen, werden giftige Tümpel gereinigt. Diese können dann durchquert werden, um neue Upgrades und Geheimnisse zu finden. Der krönende Abschluss von Ori and the Blind Forest ist eindeutig der Soundtrack. Im einen Moment jagen uns Traurige Melodien Schauer über den Rücken, nur um daraufhin von epochalen Stücken abgewechselt zu werden. Noch tagelang werden uns die Lieder des Spiels nachlaufen.
Fazit
Selbst wenn wir wollten, könnten wir dem süssen Ori nichts abschlagen. Die Spielwelt ist wunderschön gezeichnet, die Animationen liebevoll umgesetzt. Die Geschichte reisst von Anfang an mit, wir können nicht anders als mit dem Protagonisten mitzuleiden. Selbst das Spielgefühl ist beinahe perfekt. Ständig werden wir vor neue Herausforderungen gestellt. Wenn diese dann geschafft sind, stellt sich ein wohliges Gefühl des Erfolges ein.
Schöne Zeiten sollten nie enden und wir sind betrübt, als wir nach rund 8 Stunden den Abspann sehen. Die Zwischensequenzen sind so gut, dass wir gerne mehr davon gesehen hätten. Alles in allem ist Ori and the Blind Forest einer unserer Höhepunkte des noch jungen Spielejahres.
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