Angeschaut: Parallax
First-Person-Puzzler haben es heutzutage ungemein schwer. Primär liegt das daran, dass jedes Spiel in diesem Genre unweigerlich mit der Portal-Reihe verglichen wird. Unfair ist der Vergleich nicht, haben sich nach Portal vermehrt Entwickler an dieses unscheinbare Genre herangewagt; zum Teil mit sehr eindrücklichen Ergebnissen, wie etwa dem vierdimensionalen Antichamber. Dies waren wohl auch die beiden grössten Einflüsse für Parallax.
Monochrome Dimensionen
Der sehr minimalistisch gehaltene Stil fällt bei Parallax als Erstes auf. Selten wird auf eine derart reduzierte Farbpalette zurückgegriffen. Selbst das erwähnte Antichamber wurde im Verlaufe des Spiels immer farbenfroher, doch Parallax begnügt sich durchgehend mit der monochromatischen Farbgebung.
Dies hat auch einen triftigen Grund. Ähnlich wie in Portal liegt es am Spieler, diverse Puzzles mithilfe von Portalen zu lösen. Allerdings verbinden diese Portale nicht beliebig weit entfernte Punkte und bringen sie näher, sondern sie bilden Tore in andere Dimensionen, welche sich farblich darin unterscheiden, dass eine Welt standardmässig einen schwarzen Hintergrund hat, während die andere weiss unterlegt ist.
Zwar hilft dies dem Spieler, in Kombination mit dem unterschiedlichen Sounddesign der beiden Dimensionen, die Orientierung nicht zu verlieren, allerdings ermüden die Augen aufgrund des hohen Kontrasts nach einer gewissen Zeit doch recht stark. Den Entwicklern ist diese Tatsache nicht entgangen. So bietet Parallax die Möglichkeit, die Farbgebung selber zu bestimmen, sodass dies dem Genuss des Spiels keinen Abbruch tut.
Befolgt den Schaltplan
Was die Interaktionen betrifft, ist das Gameplay, nebst schlichtem Plattforming, auf die simpelste Mechanik überhaupt reduziert: Schalter. Die Puzzles setzen sich ausschliesslich aus Levels zusammen, in welchen es gilt die korrekte Sequenz an Schaltern abzuarbeiten, um entweder Portale, Plattformen oder gar andere Schalter in die richtige Position zu bringen. Dabei erinnert das Design und Layout der Pfade, welche die Schalter mit ihren Zielobjekten verbinden, entfernt an elektronische Schaltpläne.
Die Levels erstrecken sich wortwörtlich über mehrere Dimensionen, da eine Interaktion in der einen Dimension unmittelbar den Zustand der anderen verändert. Jedes Portal kann nur von einer Seite betreten werden und durch rotieren des Portals verändert sich die Art und Weise, wie der Spieler wieder in die jeweils andere Dimension zurückkehren kann.
Dies mag sich anfänglich etwas eintönig anhören, jedoch eröffnet einem das Zusammenspiel der beiden Dimensionen ungeahnte Möglichkeiten. Vom Spieler wird gefordert, dass er sich konstant das Layout der beiden Level-Hälften im Kopf behält und am besten eher noch zwei Schritte vorausdenkt, bevor tatsächlich ein Schalter betätigt wird, da speziell im späteren Spielverlauf manche Schalter mehr als nur ein Element verändern.
Ebenso muss der Spieler über ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen verfügen. Er muss sich ständig im Klaren darüber sein, wo alle Portale und Plattformen liegen und darüber hinaus präsentiert Parallax dem Spieler im Verlaufe Level, in welchen sich die Schwerkraft verschieben lässt. Die dadurch erhöhte Komplexität lässt den Spieler in späteren Levels zeitweise das Spiel komplett pausieren, um sich seine Möglichkeiten zu verinnerlichen. Umso zufriedenstellender ist dafür der „Aha“-Moment, wenn einem die Lösung des Rätsels endlich gelungen ist.
Rein hypothetische Füsse
Ein gängiges Problem von Spielen in der Egoperspektive, ist das präzise Manövrieren des Charakters. Gerade bei Platformer-Gameplay mit schmalen Plattformern ist es zeitweise diffizil, Abstände genau einzuschätzen und manch ein Sprung verpasst sein angestrebtes Ziel. Parallax ist hiervon leider nicht verschont geblieben. Die Funktionsweise der Portale schränkt das Leveldesign insofern ein, dass breite Plattformen nur sehr selten vorkommen und die Abstände dazwischen wenig Toleranz aufweisen – sonst könnte der Spieler einfach drum herumlaufen und von der anderen Seite hineinspazieren.
Glücklicherweise stellt ein Absturz keine Bestrafung dar, der Spieler kann in einem solchen Fall direkt dort weitermachen, wo er gerade war, ohne dass sich das Level wieder in seinen Ausgangszustand zurückversetzt. Von daher ist die Unannehmlichkeit des Versagens nicht weiter störend und die Ladezeiten sind dermassen kurz, dass auch kaum Zeiteinbussen in Kauf genommen werden müssen. So zeigt sich denn auch, dass der Fokus des Spiels absolut bei den Puzzles liegt.
Fazit
Parallax bietet trotz seines trügerisch simplen Gameplays eine anspruchsvolle Herausforderung. Neue Elemente werden beständig eingeführt, welche die Komplexität der Aufgaben sukzessive erhöhen, ohne jedoch den Spieler jemals zu überfordern. Wer Freude am Spielprinzip von Portal hatte, ist mit Parallax bestens bedient. Alle Elemente für ein fesselndes Puzzlespiel sind da und perfekt in Szene gesetzt.
Parallax ist erhältlich auf Steam.
No Comment