Angeschaut: SanctuaryRPG: Black Edition
Mein Wesen ist von Natur aus weder nostalgisch noch geduldig. Nun bekomme ich aber ein Rollenspiel zum testen, welches nur aus Text besteht. Ob das gut gehen kann?
Sorry für die Wand aus Text
Sogenannte ASCII-Rollenspiele waren zwischen den 80er, 90er Jahren populär. Es waren Games, welche nur aus Text bestanden, weil es damals halt nicht anders ging. Bestenfalls waren Buchstaben und Satzzeichen so angeordnet, dass sie ein Bild ergaben. So wie in den SMS, die ihr von der Freundin bekommen habt, als es noch keine Whatsapp-Smilies gab. Ich hatte zu dieser Zeit noch nicht das Vergnügen, diese Spiele zu geniessen, da ich zu beschäftigt war, meine Babyrassel zu schütteln. Ideale Voraussetzungen also, um ohne Nostalgie-Brille zu testen, ob das Genre immer noch Potential hat.
SanctuaryRPG: Black Edition ist ein old-school ASCII-Text–Rollenspiel, welches wohl am besten als Mischung zwischen Diablo 3 und Final Fantasy zu beschreiben ist. Genretypisch gilt es, eine mittelalterliche Welt voller Zauber und Monster zu retten. Diesmal, indem wir einen Dämonen namens Matron bezwingen, der aus seiner Knechtschaft geflohen ist. Nachdem wir uns für eine Klasse entschieden haben (Barbar, Magier…ihr wisst schon) geht es auf die Reise. Ein Text beschreibt uns die Umgebung und wir tippen die Zahl, die zu unserem Ziel gehört. Dann drücken wir Enter. Damit ist auch schon die gesamte Steuerung erklärt. Wir geben eine Zahl (oder einen Buchstaben) ein und drücken die Eingabetaste. Immer wieder.
Zu jung für diesen Scheiss?
Auf dem Papier klingt es sehr angestaubt, doch der Schein trügt. Das Spiel ist nämlich nur augenscheinlich veraltet. Vieles wirkt aktuell, wenn auch auf den zweiten Blick. Die Story kommt rasant schnell in Fahrt. Sofort ist man in der Action drin, levelt sich zügig hoch und wird dadurch immer stärker und mächtiger. Die Kämpfe sind rundenbasiert, aber schnell. Wollen wir angreifen oder uns heilen? Ist jetzt schon die beste Zeit für einen Superangriff? Oftmals vergessen wir in der Hitze des Gefechts, sowie durch die Musik angestachelt, die Abwesenheit von konkreten Bildern.
Das bedeutet, dass wir uns auf die Texte konzentrieren müssen. Diese sind mit einem schrägen Sinn für Humor durchzogen. Zum Beispiel bei den Gegnern selber. Nicht selten kämpfen wir unter anderem gegen eine Kuh oder einen von Dr. Who inspirierten Roboter. Jeder Angriff wird durch eine zufällige Beschreibung eingeleitet, welche oft keinen Sinn ergibt. Oder wann habt ihr das letzte Mal ein Skelett bekämpft, das gerade eine Kartoffel am Essen war? Insgesamt ist die Geschichte interessant genug, um die Gefechte motivierend zu gestalten, auch wenn sie bewusst klischeereich aufbereitet ist. Zufallsgenerierte Events (ihr findet einen Sack Kartoffeln, was macht ihr damit?) sorgen dabei aber immerhin für Abwechslung. Kampfmüde Gesellen können auch eine Bar betreiben oder neue Gegenstände herstellen.
Fazit
Das Spiel wirkt durch den Mix von alt und neu sehr erfrischend. Das wohl bekannte und oft von Klonen bevölkerte Rollenspielgenre profitiert meiner Meinung nach von diesem Ansatz. Es scheint mir, als würde ich mit neuen Augen gegen Drachen kämpfen und in Dungeons umherirren. Wie bei einem Buch entsteht die Geschichte im Kopf. Schliesslich heisst es ja Fantasy.
Würde ich dieses Spiel empfehlen?
[1] Auf alle Fälle
[2] Vielleicht
[3] Keine Chance
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1> ENTER
SanctuaryRPG: Black Edition ist erhältlich für PC via Steam und GOG für 7,99€.
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