Den Irrsinn erlebt mit Enter the Gungeon
Krieg, Krieg ist irgendwie nicht mehr gleich
Als ich den Raum betrat, schloss sich die Türe hinter mir. Mein Schweiss und Atem im Helm wurden zu Nebel, ich konnte kaum mehr was erkennen. Doch was ich sah, war Wahnsinn; Zwei Brüder, lebende Patronenkugeln, entfachten einen Bleisturm. Meine Hände umklammerten meine Waffe, eine T-Shirtkanone, darauf sprintete und rollte ich durch die Gegend. Die Kleider, die aus meinem Lauf feuerten, bedeckten den Boden. „Ihr seid dran, Zündkopfbrüder.“
Dies ist nur ein Teil des Irrsinns, welcher uns im neuen Enter the Gungeon von Publisher Devolver Digital und Entwickler Dodge Roll erwartet. Als eine von vier Figuren müssen wir uns in zufallsgenerierten Leveln behaupten und versuchen zu überleben, bis wir in die unterste Ebene gelangen. Dort erwartet uns der Legende nach eine mystische Waffe, welche die Vergangenheit zu verändern vermag. Die Story ist vage an die Hyperion-Gesänge, zwei Science-Fiction Romane von Dan Simmons, angelegt und weckt deshalb bei mir schon vor dem ersten Eintauchen Unmengen an Sympathien. Der angenehme Eindruck bleibt erhalten, nicht zuletzt dank der fantasievollen und detaillierten Pixelart-Optik. Selbst die Musik ist stimmig, wenn auch nicht überragend.
Isaac und Gungeon, Waffenbrüder
Betreffend des Gameplays fühlt man sich stark an Binding of Isaac erinnert. Dies ist so gewollt und die Entwickler versuchen es auch nicht zu verstecken. Isaac ist neben Spelunky der zurzeit bekannteste Vertreter des Roguelike-Genres. Dabei handelt es sich um Actionspiele, bei welchen wir ohne Speichermöglichkeit durch zufallsgenerierte Level hetzen sowie Waffen und Gegenstände sammeln.
Ein Game Over bedeutet jeweils den definitiven Tod und damit den Verlust des aufgebauten Fortschritts. So wie zu alten Zeiten, als man noch in Cartridges pusten musste. Nun haben wir also einen neuen Vertreter dieses Genres für Leute, die etwas neues suchen oder sich nicht mit der zynisch-morbiden Atmosphäre von Isaac anfreunden konnten.
The fast and the dead
Nebst der leichteren Stimmung unterscheidet sich Enter the Gungeon auch durch ein tieferes und durchdachteres Gameplay. Durch den Analogstick schiessen wir in eine beliebige Richtung und weichen den zahlreichen Kugeln aus. Im Gegensatz zum oben erwähnten Vorbild, haben wir hier jedoch die Möglichkeit, mit einer Hechtrolle auszuweichen. Diese macht uns kurz unverwundbar, um dem Bleiinferno zu entfliehen. Die Tische können auch als Schutz benutzt werden, einfach umkippen und fertig. Zuletzt bleibt uns auch der Einsatz von blauen Patronen, welche alle Kugeln in der Luft verschwinden lassen. Im Gefecht sammeln wir jede Menge Boni, wie zum Beispiel grössere Magazine oder Zigaretten, die nichts anderes machen, als die Gesundheit zu schädigen.
Die Glimmstengel sind ein gutes Beispiel für den Humor in Enter the Gungeon. Man schmunzelt beim Anblick einer Banane als Waffe, die uns prompt an einen Monty Python Sketch erinnert. Diese Leichtigkeit und die lustigen Gegener stehen dabei in starkem Kontrast zum unglaublich toughen Schwierigkeitsgrad. Die Levels bringen auch Profis dazu, das Gamepad vor lauter Wut per Fedex nach Timbuktu zu schicken. Ab einem gewissen Punkt können wir zwar eine Abkürzung freischalten, eine Erfolgsgarantie ist das aber noch lange nicht. Je nach Art und Menge der gefundenen Waffen, ist dieser teilweise fast unmöglich.
Vielleicht ist dann das Wechseln der Klasse eine gute Idee: Der Marine hat zum Beispiel eine sehr effektive Pistole und eine Rüstung, während der Pilot Truhen öffnen kann und billig Gegenstände einkauft. Die Jägerin hat sogar einen Hund dabei, der Gegenstände findet. Dies sorgt dafür, dass einige Leute lange Spass daran haben werden. Andere hingegen werden sich zwar an der fantastisch detaillierten Optik ergötzen, dann aber schnell mal aufgeben.
Ich verwende meinen Wunsch an die magische Kanone am Spielende dazu, mir einen zweiten Teil herbeizurufen.
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