Die Realität über Indie Entwickler
Der heutige Indie Entwickler hat es schön. Die Sparte erfuhr in den letztes Jahren ein riesiges Wachstum und findet selbst von grossen Publishern Unterstützung. Für längere Zeit arbeitet er an einem Projekt, dass er irgendwann abschliessen und veröffentlichen kann. Manche haben das Glück bei diesem Vorgang von Investoren oder dem Staat finanziell unterstützt zu werden und die Aussicht, aus einem möglichen Gewinn die Zukunft für ein weiteres Projekt zu sichern.
Diese überspitze Darstellung der heutigen Indies wird leider in Grundzügen von der Mehrheit getragen. Ich möchte die Sache mal aus Sicht des Indies darstellen und dabei die rosarote Brille über Indie Entwickler entfernen.
Überlebenskampf
Die meisten Indies kämpfen ums Überleben. Selbst viele die zum Beispiel dutzende Awards und Computerspielpreise gewonnen haben machen sich Gedanken, von was sie die nächsten sechs Monate leben sollen. Mittlerweile gibt es zu viele, die sich Indie schimpfen und einfach irgendein schnell gebasteltes Spiel auf Steam werfen. Von daher sind die Märkte überflutet und viele gute Spiele gehen unter, ohne dass sie jemals jemand sieht.
Tatsache ist, dass die meisten Indie Spiele keinen Profit machen. Grösstenteils machen sie sogar Verlust und nehmen nicht mal die Entwicklungskosten wieder ein. Ein gutes Indie Spiel zu entwickeln ist mittlerweile nicht mal ein Drittel der Arbeit, die man als Indie machen muss. Marketing, PR und so weiter sind teilweise sogar wichtiger, als ein gutes Spiel zu machen.
Entwicklerkits
Es wird immer gesagt, die großen Konsolenhersteller helfen Indies. In den meisten fällen heißt das aber, dass man sich durch einen mehrwöchigen, mehrstufigen Anmeldeprozess kämpfen und sich mit namenlosen Personen austauschen muss, ohne dabei auch nur eine Kontaktperson beim Namen kennen zu lernen. Danach bekommt man die Möglichkeit, einen vierstelligen Betrag für ein Entwicklerkit zu zahlen (ein Betrag, denn sich sehr sehr viele nicht leisten können), damit man für eine Konsole entwickeln darf. Natürlich heißt es, die großen Konsolenhersteller verschenken Entwicklerkits, aber ein Großteil der Indies sieht davon nie etwas, weil die Menge der verschenkten Kits begrenzt ist und erst die ganzen bekannten Indies versorgt werden müssen.
Staatliche Förderung
Bei der Förderung und Unterstützung von den Großen sieht es oft auch nicht besser aus. Förderung von Videospielen in Deutschland befindet sich im einstelligen Millionenbereich für ganz Deutschland. Diese Summe muss durch die Anzahl der Bundesländer und die Anzahl der Unternehmen geteilt werden, die eine Förderungszusage bekommen haben. Sprich, für das einzelne Unternehmen bleibt da nicht mehr viel. Eine Förderungszusage zu bekommen ist auch nicht so einfach. Das Spiel muss dabei fast immer innovativ, kulturell wertvoll oder sonst noch was sein. Oft ist es so, dass neue, interessante Ideen, die so noch nicht gemacht wurden, nicht richtig verstanden werden und deshalb eine Absage erteilt bekommen, weil niemand die Besonderheit des Spieles versteht. Selbst wenn eine Förderung vergeben wird, wird diese im Normalfall nur von der Konzeption bis hin zum Prototypen Status finanziert. Ab dem Prototypen darf man oft schauen, wo man den Rest des Geldes für sein Projekt herholt.
Als Indie sind die Dinge oft sehr sehr grau und düster, zudem sind Nervenzusammenbrüche und Verzweiflung nicht all zu selten. Viele Indies fragen sich, warum sie sich überhaupt so quälen, statt einfach irgendeinen normalen Job in irgend einer Industrie anzunehmen, bei der man nicht nur eine sichere und stabile Einnahmequelle hat, sondern auch einen normalen Arbeitsalltag, bei dem tägliche Überstunden nicht auf dem Programm stehen.
Eingesendet von Oswald Weber, Entwickler aus Lünen, Deutschland, der zusammen mit seiner Mutter seit 2014 das Unternehmen Secret Item Games bildet. Ihr neustes Projekt, Super Paperman, startete heute seine Kickstarter-Kampagne.
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