Rauchen auf der Gamescom? – Der etwas andere Event Bericht
Die Gamescom ist schrecklich. Hunderttausende von Menschen, stundenlange Warteschlangen, Schweissgeruch und ein Lärmpegel, dass auch Tage danach noch die Ohren klingeln. Warum würde sich dies jemals jemand antun, wo doch die meisten gezeigten Spiele wenige Monate später erscheinen. In diesem Bericht wollen wir uns aber nicht den öffentlich zugänglichen Hallen widmen, sondern einem Bereich, welcher oftmals verschwiegen wird: Die Business Area. Klingt wahnsinnig öde und trocken, doch der Schein trügt.
Ein Ort sie zu knechten
Die Business Area der Gamescom befindet sich in den Hallen 2, 3 und 4, welche sich auf insgesamt fünf Stockwerke aufteilen. Der Bereich ist für gewöhnlich von Mittwochs bis Freitags geöffnet, wobei nächstes Jahr wahrscheinlich der Dienstag noch dazu kommt, da die Gamescom neuerdings von Dienstag bis Samstag statt finden wird. Die Business Area ist einiges ruhiger und weniger vollgestopft, wobei sich auch dort unzählige Menschen aufhalten. Dies ist der Ort, wo ich persönlich die meiste Zeit währende der Messe verbringe. Fast sämtliche Termine, welche in unserem Live Bericht erwähnt wurden, fanden dort statt.
Organisation?
Die Planung für die Gamescom fängt gewöhnlicherweise bereits einen Monat vor der Messe an. Meeting-Anfragen und Einladungen trudeln ins Postfach und es gilt die interessantesten Termine heraus zu suchen und zu organisieren. Dieses Jahr war ich mit der Organisation etwas spät dran, genauer gesagt habe ich erst eine Woche vor Start der Messe damit begonnen. Nichts desto Trotz, mein Kalender war innert zwei Tagen komplett voll. Da kurzfristig noch einige sehr vielversprechende Termine eingetrudelt waren, musste ich ein paar hin und her schieben oder gleich an einen anderen hängen mit der Hoffnung, dass dieser nicht länger als dreissig Minuten dauern würde.
Hinter verschlossenen Türen
In der Business Area befinden sich normalerweise alle Spiele, die auch in den öffentlich zugänglichen Hallen gezeigt werden. Für die grossen Publisher und Entwickler wie Sony oder Microsoft braucht es jedoch vorher einen abgemachten Termin, um diese auch spielen zu können. Zusätzlich gibt es auch die Möglichkeit nicht ausgestellte Titel zu spielen. Diese Termine finden in abgegrenzten Bereichen innerhalb der Stände statt und werden im Englischen „Behind closed doors meetings“ – also Termine hinter verschlossenen Türen, genannt. Spannend sind auch die Termine zu unangekündigten Projekten, bei denen der Journalist vorher nur den Publisher dahinter kennt und ansonsten keine Ahnung hat, was ihn erwarten wird. Auf diese Termine freue ich mich immer am meisten, da ich bisher noch nie enttäuscht wurde. An der Gamescom erwartete mich hinter einem dieser mysteriösen Einladungen Tormentor X Punisher.
Flagschiffe der Nationen
In der Spielindustrie geht es locker zu und her. Jeder duzt einander und selbst mit Legenden wie John Romero oder Richard Garriott lassen sich ungezwungene Gespräche führen. Wir sind eben alle nur Menschen, die irgendwie in diese Industrie gerutscht sind und eine Liebe zu Videospielen teilen. Besonders zur Geltung kommt diese Ungezwungenheit bei den unzähligen Branchenparties und kleineren Veranstaltungen innerhalb der Business Area.
Neben den grossen Publisher befinden sich in der Area auch unzählige Stände diverser Länder. Dort werden jeweils die Flagschiffe oder Studentenprojekte präsentiert. Auch die Schweiz war dort vorhanden und hat neben der AirConsole oder Niche noch diverse andere Spiele gezeigt. Daneben waren auch, hierzulande eher weniger für ihre Spielindustrie bekannte, Nationen vorhanden, wie zum Beispiel Korea oder Kroatien.
Bier, Vodka & Zigaretten
Mit dem letzten Meeting endet der Tag an der Gamescom nicht. Meist fingen um 17 Uhr spezielle Anlässe in den Ständen der Business Area statt. Wie in vielen Industrien ist Networking, das Knüpfen und Pflegen von Kontakten, ein wichtiger Bestandteil. Dabei reden nicht Anzüge miteinander, die Anlässe gleichen meist feucht-fröhlichen Parties und können sich bis in die frühen Morgenstunden ziehen. Freibier gibt es an vielen dieser Anlässe, aber es war doch ein wenig überraschend, dass an gewissen Länder-Booths flaschenweise harter Alkohol getrunken wurde und nach 20 Uhr, der offiziellen Schliessung der Hallen, Aschenbecher ausgepackt wurde und in den Hallen geraucht wurde. Gerade im strikten und disziplinierten Deutschland war diese Toleranz sehr überraschend.
Auch in den öffentlichen Hallen gab es nach „Ladenschluss“ diverse Parties, wie einige Besucher am Sonntag anhand des Geruches des Teppichs am Sony Stand festgestellt haben durften. Es hat etwas faszinierendes, fast schon verbotenes, Nachts durch die leeren Gamescom Hallen zu wandern – im Bewusstsein, welches Chaos am nächsten Tag hier wieder herrschen wird. Manch einer nutzte diese Ruhe auch und begab sich gar nicht erst zurück ins Hotel, sondern suchte sich ein gemütliches Plätzchen für ein paar Stunden Schlaf bis der Pflicht wieder nachgegangen werden musste am frühen Morgen mit dem erneuten Ansturm der Besucher. Es sind diese Erlebnisse, welche die Gamescom zu einem speziellen Anlass machen.
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