Angeschaut: Hatoful Boyfriend – Holiday Star
Im ersten Teil von Hatoful Boyfriend fand man die Liebe in der Rolle einer einsamen Frau in einer Welt sprechender Vögel. Im zweiten Teil wird das Ganze dann so richtig seltsam.
Mit Tauben turteln
Hatoful Boyfriend war ein, zum Spiel ausgearbeiteter, Aprilscherz. Man schlüpfte in die Haut einer menschlichen HighSchool-Studentin namens Hiyoko, die eine Schule mit sprechenden Vögeln besuchte. Als Visual Novel bestand das „Gameplay“ eigentlich nur aus Lesen der Dialoge sowie dem Treffen einiger weniger Entscheidungen. Diese führten jeweils zu einer Route, also zu einem speziellen Spielverlauf mit entsprechendem Ende.
Je nachdem kam man der treuen Taube Ryouta näher, welche seine kranke Mutter pflegt oder dem sportlichen Okosan, der immer auf der Suche nach Pudding ist. Auch der narkoleptische Lehrer oder ein zwielichtiger Arzt waren potentielle Partner.
Die Absurdität der Prämissen verursachten beim geneigten japanophilen Benutzer mal Gelächter, mal ein Kloss im Hals. Die Verläufe waren in allen Farbspektren der Emotionen vertreten. Die einzelnen Geschichten waren meist nicht länger als eine Stunde – mehr kann ein menschliches Gehirn auch nicht verarbeiten. Es war ein verrückter Ritt in den Wahnsinn, aber nichts konnte mich für den zweiten Teil vorbereiten.
We want the big tree. Merry Christmas.
Der zweite Teil ist spielerisch eigenständig, setzt aber inhaltlich den ersten Teil voraus. Ohne Vorwissen kann man die Charaktere nicht einordnen. Im Gegensatz zur ersten Iteration, haben wir hier vier einzelne, lose zusammenhängende Geschichten mit weniger Abzweigungen. Dafür wird auch das letzte Quäntchen Plausibilität den Shintogöttern geopfert. Hier werden Christbäume von Unbekannten gestohlen, mit von der Partie sind Panzer sowie Angriffe mit Briefkästen. Über die als Anime-Mädchen verkleideten Tauben, welche später auftreten, hüllen wir hier mal den Mantel des Schweigens.
Was hier im Gegensatz zum ersten Teil etwas zu kurz kommt, sind die mondäneren Momente des ersten Hatoful Boyfriend. Das Gefühl ein Aussenseiter zu sein, in einer Welt die niemand versteht, damit konnten sich viele identifizieren. Der zweite Teil will sich, so mein Empfinden, als Schabernack und Fanfiction verstanden wissen. Ähnlich vielleicht, wie die Halloween-Episoden der Simpsons.
Not for everybirdie
Wer die Bilder und Trailer sieht weiss, dass dieses Spiel nicht für alle ist. Es ist für Otakus – Anime-Fans – welche dem Alltag entfliehen wollen. Eine originelle, lustige und abgedrehte Welt, bei der man immer rät, was hinter der nächsten Ecke lauert.
Interessierte Neulinge spielen zuerst den ersten Teil, Fans greifen bedenkenlos zu. Für die meisten ist Hatoful Boyfriend – Holiday Star nur eine bunte Tür in ein Vogelhaus. Für andere hingegen ein kleiner Eingang in die wundervolle Welt der Visual Novels, wo die Fantasie Flügel trägt; genau wie deine Dates.
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