International Games Week Berlin 2016
Die International Games Week Berlin bietet jedes Jahr allerlei unterschiedliche Veranstaltungen. Von dreien habe ich euch bereits berichtet: Der Quo Vadis, dem A MAZE. / Berlin und der Playchamp! Mastership Series. Da diese als Fazits zu betrachten sind, möchte ich hier noch ausführlicher erzählen, was ich eigentlich die ganze Woche über getrieben habe und warum die ersten Tage besonders stressig waren. Ein – hoffentlich – interessanter Blick hinter die Kulissen, welcher dieses Mal nicht nur die Sicht als Presse, sondern auch als Aussteller an einem Event beleuchtet. Viel Spass damit.
Montag – Anreise
Um 7 Uhr Morgens klingelte bereits der Wecker, damit ich meinen Flug im 10:30 Uhr von Palermo nach Berlin erwischen konnte. Es gehört zur Gewohnheit, dass ich immer alles auf die letzte Minute hinaus schiebe und dadurch der Tag und die Nacht vor einem Anlass immer besonders stressig sind. So verbrachte ich meine Zeit bis in die frühen Morgenstunden damit Druckaufträge für Flyer und Visitenkarten für den Donnerstag in Auftrag zu geben. Allgemein war Panik angesagt, Nervosität, Vorfreude. Geschlafen hatte ich praktisch nichts.
Der Flug dauerte über zweieinhalb Stunden und bis ich an der Quo Vadis eingetroffen war, war es bereits nach vier Uhr. Dies gab mir knapp zwei Stunden, um mal in die Messe rein zu schnuppern und meinen Presseausweis abzuholen, denn um 18:15 würde ich mich mit Kati treffen, die ich letztes Jahr an der Games Week Berlin kennen gelernt hatte und bei der ich grosszügigerweise die gesamte Woche über übernachten durfte.
In der kurzen Zeit kam ich neben dem Begrüssen von Freunden und Bekannten nur zum Anspielen von zwei Spielen: Planetoid Pioneers und Modsork. Dies dauerte seine Zeit, da beide Spiele relativ komplex sind und zudem am Donnerstag in unserem indiecouch Zelt an der A MAZE./ Berlin gezeigt werden würden. Dazu später mehr.
Um neun Uhr Abends wollten wir eigentlich an die inoffizielle Games Week Berlin Opening Extravaganza Karaoke Party. Der Schlafmangel machte sich jedoch bemerkbar und zudem waren die Temperaturen von rund 5°C nicht gerade einladend, die warme Stube nochmals verlassen zu wollen. Um 11 Uhr Abends war ich dann tief und fest am schlafen.
Dienstag – Spiele über Spiele
Zurück an die Quo Vadis, da ich mit Kati das Haus verlassen hatte, war ich bereits um 9 Uhr dort – als ziemlich einziger. Mein erster Termin war um 10 Uhr und ich nutze die Zeit, um in der Media Lounge einen News Bericht zu Planetoid Pioneers zu schreiben. Ich hatte ihn gerade veröffentlicht und auf Facebook und Twitter geteilt, da musste ich mich auch schon wieder an den Eingang der Quo Vadis begeben, um mich mit den Österreichern Stefan und Gregor von Mipumi zu treffen.
Die beiden haben mir ihr Spiel The Lion’s Song vorgestellt, dessen Artikel ihr hier nachlesen könnt. Ich musste mich echt bremsen, die erste Episode nicht gleich komplett durchzuspielen und anschliessend führten wir noch ein paar interessante Gespräche über die aktuelle Indie Szene in Österreich. Insgesamt gibt es dort über 700 Entwickler, aber jeder ist irgendwie für sich und nicht so vernetzt, wie zum Beispiel in der Schweiz oder anderen Ländern. Knapp eine Stunde hatte das Gespräch gedauert und unsere Wege trennten sich danach wieder.
Ich schnappte kurz draussen Luft und danach schrieb ich sogleich den Artikel nieder. Ich wusste, dass mein Gehirn heute noch komplett mit neuen Informationen zu Spielen bombardiert werden würde, da war es besser einen Teil gleich zu Papier zu bringen. Damit ich euch die Überraschung über die noch kommenden Artikel nicht nehme hier ein Bild mit allen Visitenkarten, welche hauptsächlich von Terminen und Gesprächen des besagten Dienstags stammen:
Um 19:30 Uhr war der Beginn der Best of Quo Vadis Show, bei der sämtliche Nominierten Spiele fünf Minuten hatten, um ihr Spiel vor einer Fachjury zu präsentieren. Diese bestand unter anderem aus Don Daglow und Kate Edwards. Eigentlich war ich dort als stiller Zuschauer, aber wurde kurzerhand zum emotionalen Support und wäre fast selber auf der Bühne gewesen. Das Problem war folgendes: Zu Beginn der Show hatten die Präsentierenden nur ein Handmikrofon. Da die Teams meist aus mehreren Leuten bestanden, war es kein Problem jemanden das Spiel spielen zu lassen und die andere Person spricht ins Mikrofon. Ist man jedoch alleine, stellt dies ein kleines Problem dar.
Ich stand rechts hinten an der Bühne, als mich ein Entwickler, den ich erst wenige Stunden zuvor kennen gelernt hatte, auf dieses Problem ansprach. Nach mehreren Gesprächen mit den Technikern und dem Einbauen eines Gameplay Trailer in die Präsentation für den Notfall – zehn Minuten vor deren Beginn, bekamen wir das OK, dass nun das Richtmikrofon auf der Bühne verwendet werden kann. Schlussendlich hat alles geklappt und ich musste nicht mit auf die Bühne, um ihm das Mikrofon hinzuhalten. Ich war erleichtert und ein wenig enttäuscht, spannend war die Situation aber gewesen.
Nach der Best of Show gingen wir in einem kleinen Grüppchen von insgesamt sechs Leuten, gegen Ende sogar acht – ok nicht mehr unbedingt klein – indonesisch essen. Das Restaurant wollte eigentlich bereits die Küche schliessen, aber für unsere Gruppe machten sie eine Ausnahme und wir haben sehr gut gespiesen und getrunken für insgesamt nur 10 Euro pro Person. Während dem Essen habe ich spontan noch einen Termin mit Rob Davies von Playniac vereinbart für den nächsten Tag. Dies war besonders interessant für mich, da ich überhaupt keine Ahnung hatte, um welches Spiel es sich handeln wird und ich mich somit nicht vorbereiten konnte.
Nach dem Essen, es musste schon nach 23 Uhr gewesen sein, gingen wir zurück an die Quo Vadis für die „Game STATION: The Fest“ – the official QUO VADIS and Games Week Berlin Party. Diese Parties sind hauptsächlich dazu da, um ihm lockeren Rahmen neue Kontakte zu knüpfen und zu networken. Wer des Redens müde war, konnte aber auch einfach nur zur lauten Musik tanzen und sich den Stress des Alltages von der Seele schütteln.
Ich schleppte noch immer meinen Laptop mit mir rum, weswegen der Dancefloor weniger verlockend war. Kurzerhand begab ich mich mit David van Spengen zurück in den Games Bereich, wo er mir sein Multiplayer Spiel vorstellte und wir einige Runden gegeneinander spielten. Immerhin einmal konnte ich gegen ihn gewinnen, was aber wahrscheinlich das Glück der späten Stunde war. Als die Security uns nach einer Weile entdeckte, wurden wir aufgefordert den Bereich zu verlassen, da dieser offiziell geschlossen war. Des Spielens beraubt, verliessen wir kurzerhand darauf die Party.
Mittwoch – Quer durch Berlin
Eigentlich wäre ich nach dem langen Dienstag nicht all zu spät im Bett gewesen, aber dadurch dass ich die Wohnung auf Anhieb nicht mehr fand, irrte ich zunächst über dreissig Minuten im Areal herum und lief unzählige Seitengassen ab. Der Akku meines Handys war bereits leer und genaue Adresse hatte ich auch keine. Durch fokusiertes Rekonstruieren des Weges fand ich zum Glück schlussendlich den Wohnblock wieder. Bei der Türe war ich mir nicht sicher, ob dies die richtige sei und einen spannenden Augenblick lang drehte ich den Schlüssel möglichst geräuschlos im Schloss und Gott sei Dank passte er.
Um 10.30 Uhr war ich bereits wieder unterwegs an die A MAZE Pressekonferenz. Dabei stellten sämtliche Nominierten der Awards ihre Spiele vor. Eigentlich wäre für die Präsentationen jeweils ein Zeitlimit von fünf Minuten vorgesehen gewesen, dieses fand wenig Beachtung und somit zog sich die Veranstaltung über zwei Stunden hinweg. Zum Glück gab es Kaffee, um die müden Knochen aufrecht zu erhalten.
Es war bereits nach zwei Uhr, als ich wieder an der Quo Vadis eintraf und mich mit Rob zum vereinbarten Termin, denn ich kurzerhand hatte verschieben musste, traf. Das Gespräch zu seinem Spiel Insane Robots dauerte aufgrund der Grösse des Spieles über eine Stunde und ich kam mir danach fast wie ein Experte darin vor. Ein detaillierter Bericht dazu wird noch folgen.
Während der gesamten Konferenz hatte ich genau einen Talk besuchen können. Dieser handelte davon, wie das eigene Spiel einem Publisher richtig vorgestellt wird auf worauf zu achten ist. Es war interessant, aber mein Gehirn bereits zu voll mit neuen Informationen, um diese zusätzlich ins Langzeitgedächtnis zu befördern.
Um vier Uhr verliess ich die Quo Vadis, mittlerweile hatte ich praktisch alles gesehen, dass ich sehen wollte. Ich begab mich in den Norden Berlins, um die gedruckten Flyer und Visitenkarten für den morgigen Tag abzuholen. Als ich dort um 17 Uhr ankam waren die Flyer bereit, die Visitenkarten sollten jedoch erst um 18 Uhr fertig sein. Da das Paket bereits meine komplette Umhängetasche ausfüllte fuhr ich zurück zur Wohnung, anschliessend wieder zurück zum Abholungsort und wieder zurück zur Wohnung. Dies dauerte bis fast 20 Uhr Abends und anschliessend begab ich mich direkt zur A MAZE Eröffnungsparty, welche vor zwei Stunden begonnen hatte. Ich bekam gerade noch die letzten Worte der Ansprache mit, bevor ich mich ins Getümmel stürzte.
Donnerstag – Schlaf ist rar
Nach vielleicht fünf Stunden Schlaf war ich um 8.15 Uhr bereits wieder am Gelände der A MAZE. Der offizielle indiegames.ch Teil war nun fast vorbei und die Arbeit für indiecouch begann. Wir hatten unser eigenes Zelt in der A MAZE Co-Production Village und stellten dort drei Spiele aus. Ich selber hatte zwar keines zum Vorzeigen, war aber für die Organisation verantwortlich.
8.30 Uhr sollte ich die entsprechenden Entwickler der gezeigten Spiele treffen, aufgrund Stau und zu langen Partienächten verschob sich dies ein wenig; um 10 Uhr waren aber alle dort. Da wir drei Spiele hatten bauten wir kurzerhand unser Zelt um und anstatt die Tische zentral in der Mitte zu haben, stellten wir sie hinten an die Wand. Dies hatte den Vorteil, dass ein Leerraum entstand und Leute ins Zelt hineinlaufen konnten. Es wirkte ein wenig einladender.
Insgesamt war es ein gemütlicher Tag, denn ich hauptsächlich bei unserem Zelt verbracht habe und eingesprungen bin, falls jemand von den anderen gerade abwesend war. Für indiegames.ch hatte ich heute einzig zwei Termine, welche ich gleich nacheinander gelegt hatte: Um 17 Uhr für Please Knock on My Door und um 17.30 Uhr Future Unfolding.
Höchst unprofessionell erschien ich zum zweiten Termin mit einem Bier in der Hand, welches mir während des ersten von einem Freund stillschweigend überreicht wurde während ich am Spielen war. Das Wetter war perfekt, die Sonne schien den ganzen Tag und es war fast schon warm. Da sei einem ein Bier verziehen.
Eigentlich wollte ich noch das Indie Arena Meetup besuchen, war von der Zeit her aber zu knapp dran. Die Village hatte bis 22 Uhr offen, da kurz nach acht aber bereits praktisch niemand mehr anwesend war beendeten wir den Tag. Hier auch noch ein Lob an die Freiwilligen Helfer, welche unser Zeugs bei Schliessung in einen sicheren Raum befördert haben und auch sonst immer hilfsbereit waren.
Zusammen mit einem Freund ging ich später etwas essen und noch kurz am A MAze Festival Gelände vorbei schauen. Theoretisch wäre ich bereits um 23 Uhr zu Hause gewesen, mein Gehirn war durch die letzten Tage aber nicht mehr funktionstüchtig, sodass ich meine Haltestelle verpasste und rund 20 Minuten zurücklaufen musste. Shit happens.
Freitag – Endlich Party!
Keine Termine, keine Verpflichtungen! Der Tag konnte in vollen Zügen genossen werden. Erst gegen zehn Uhr Morgens tauchte ich wieder bei unsrem Zelt auf und war erfreut zu hören, dass mit dem Verstauen des Materials alles einwandfrei geklappt hatte. Ich hörte mir einige Talks an und genoss die strahlende Sonne. Dies ein wenig zu lange, den gegen Abend hatte ich einen Sonnenbrand.
Als es dunkel wurde standen als letzter offizieller Programmpunkt die Verleihung der A MAZE Awards an. Da drinnen kein Platz mehr war, haben wir diese draussen auf der Leinwand angeschaut. Sobald die Sonne weg war, sanken die Temperaturen erheblich und nur durch zusammenkuscheln unter einer wärmenden Decke entgingen wir knapp dem kalten Tod.
Nachdem all der Stress vorbei war, liess ich mich so richtig gehen an der legendären A Maze Closing Party und tanzte bis 5 Uhr Morgens durch – zwischenzeitlich auf der Bühne selber.
Samstag – Noch einmal aufraffen
Bereits um 12 Uhr, nach nur sechs Stunden Schlaf, wachte ich bereits wieder auf und war erstaunlich fit. Energie war jedoch keine mehr vorhanden und ich verbrachte die Zeit bis fünf Uhr mit rumgammeln. Zu diesem Zeitpunkt begab ich mich zu meinem letzten Event dieser Woche, den Playchamp! Mastership Series im Kino Babylon.
Türöffnung war um 18 Uhr und um 19 Uhr sollte die Veranstaltung starten. Ich traf gegen 18.30 Uhr ein, nahm aber den falschen Eingang zum Kino. Beim Betreten war ich leicht verwundert, da das Kino einen sehr kleinen, fast schon schäbigen Eindruck machte und ich mir von den bisherigen Venues der Games Week Berlin anderes gewohnt bin. Der Angestellte des Kinos scannte mein Ticket und schickte mich in die dritte Etage. Als ich den Raum betrat, war der Kinosaal schon fast voll. Ich ging nochmals hinunter und fragte nach, ob der Raum wirklich der richtige sei. „Ja ja, ist halt ein kleiner Saal“, war die Antwort. Ich ging zurück und setzte mich hin.
Bis 19 Uhr war ja noch Zeit, aber ich hatte wortwörtlich das Gefühl im falschen Film zu sitzen. Als Vorschauen von Arthouse Filmen gezeigt wurden war ich skeptisch, aber irgendwie begrüsste ich diese Entscheidung. Erst nachdem ich mir dreissig Minuten des Filmes Fritz Lang, in dessen Vorstellung ich sass, angeschaut hatte war ich mir sicher am falschen Ort zu sein. Immerhin war der Film interessant.
Ich hatte mich schon arg gewundert, erstens ab dem kleinen Saal, zweitens ab dem ausschliesslich erwachsenen Publikum und dem Fehlen Jugendlicher. Ich verlief das Kino und tat, als ob ich einen wichtigen Anruf entgegen nehmen musste. Eine schauspielerische Glanzleistung meinerseits, hättet ihr sehen müssen. Am Eingang schaute ich mich kurz und und entdeckte ein Schild mit der Aufschrift „Popcorn ist am Haupteingang erhältlich.“
Ich lief keine 100 Meter die Strasse hinauf und entdeckte dort den prächtigen Haupteingang mit ausgerolltem roten Teppich. Ja, so hatte ich mir das schon eher vorgestellt. Wie der weitere Abend verlaufen ist, könnt ihr im entsprechenden Artikel nachlesen.
Dies waren die wichtigsten Ereignisse der International Games Week Berlin. Neben den Terminen war ich konstant am Emails beantworten und in Kontakt mit meinen Teammitgliedern von indiecouch. Ich lernte auch sehr sehr viele neue Leute kennen, aber hätte ich all die interessanten Gespräche noch erwähnt, wäre der Beitrag mindestens dreimal so lange geworden. Es war eine sehr stressige Woche, aber zugleich voller Liebe und Herzlichkeit. Ich wurde in meinem Gefühl bestärkt, auf dem richtigen Weg zu sein und freue mich ein Teil dieser grossartigen Szene nennen zu dürfen.
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