Memoir En Code: Reissue – Ein autobiographisches Album
Memoir En Code: Reissue ist ein autobiographisches Spiel von Alex Camilleri, welches die selbe Erfahrung wie das Anhören eines Musikalbums bietet. Jeder Titel erzählt eine eigene Geschichte und reicht in den Themen von den Tücken einer Fernbeziehung bis zu Kindheitserinnerungen.
Die originale Version des Spieles war bereits 2015 unter dem Namen Memoir En Code erschienen und wurde jetzt nochmals komplett überarbeitet. Neben hübscheren Grafiken und neuen Sounds hat das Spiel einen zusätzlich Titel erhalten, wodurch sich die gesamte Erfahrung nochmals intensivierte. Ein Durchgang dauert rund dreissig Minuten, aber das Spiel birgt viele Geheimnisse und alleine der danach freigeschaltete Kommentar von Alex zu den einzelnen Titel ist es wert, mindestens einen weiteren Durchgang zu wagen.
Emotionale Verwirrtheit
Vor dem Starten des Spieles wusste ich nicht, wie ich das zugehörige Review gestalten sollte. Woher nehme ich mir die Freiheit, über des Leben eines anderen zu urteilen? Jetzt im Nachhinein habe ich zwar sehr tiefe Einblicke in das Leben von Alex Camilleri gewährt bekommen, aber meine Gedanken sind ganz wo anders. Obwohl ich über eine Stunde immer tiefer in die Erinnerungen von Alex eingedrungen bin, sind es die eigenen, welche momentan die Überhand meines Bewusstseins genommen haben.
Jeder Titel von Memoir En Code vermittelt ein Gefühl oder eine Erfahrung, mit der sich die meisten Menschen identifizieren werden können. Zufälligerweise war ich an vielen der dargestellten Orte selber bereits, aber assoziierte andere Erlebnisse damit. Dies führt momentan zu einer emotionalen Verwirrtheit und raubt mir die Fähigkeit ein anständiges Review zu verfassen.
Der zweite Titel handelt von der Schwermütigkeit mancher Verabschiedungen bei einer Fernbeziehung und spielt am Bahnhof in Malmö, wo Alex gerade dabei ist über die Øresund-Brücke nach Kopenhagen zu fahren. Ich bin diese Strecke schon unzählige Male gefahren, das letzte Mal liegt nur wenige Monate zurück, weswegen ich mich sehr gut in die Szene einfügen konnte. Auf der emotionalen Ebene wird aber eine Erinnerung in mir wachgerufen, welche sich auf einer Brücke in Oulu, Finnland abspielte. Dort fand 2011 der schwermütigste aller Abschiede von einer intensiven Fernbeziehung statt.
Fazit?
Solche Erinnerungen ziehen sich durch das komplette Spiel. Sei es Schweden, Italien oder Holland, jeder Ort schwemmt eine Flut von Erinnerungen zu diesen an, welche durch die zusätzliche Flut an emotional ausgelösten Erinnerungen zur Überschwemmung sorgt. Damit stelle ich wahrscheinlich nicht die Mehrheit der Spieler dar, aber es zeugt von der Güte der Umsetzung einzelner Titel, diese intensiven Erinnerungen in mir hervor rufen zu können.
Sei es Zufall oder nicht, das höchste Lob für ein autobiographisches Experiment wie Memoir En Code ist es, wenn sich der Spieler im Werk wiedererkennen kann. Alex hat den schmalen Grat gemeistert, viel persönliches Preis zu geben, aber sich dabei nicht in Details zu verlieren, was zur Entfremdung geführt hätte. Das Spiel wird mir noch lange in Erinnerung bleiben und gehört zu meinen besten Spielerfahrungen des bisherigen Jahres.
Wer danach auf der Suche nach weiteren experimentellen Spielen ist, die sich ausgiebig mit dem Leben der Entwickler befasst haben und aussergewöhnlich ehrliche Erfahrungen bieten, dem seien folgende ans Herz gelegt:
Cibele
Passage
The Beginner’s Guide
Memoir En Code: Reissue ist erhältlich via Steam, Humble und itch.io
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