The Bunker – Klaustrophobische Dystopie
Mit dem fantastischen Her Story bekamen FMV-Spiele, ein eingestaubtes Genre, bei dem sämtliche Szenen in echt gedreht werden und anschliessend Gameplay darüber gelegt wird, neuen Aufwind. Ende 2015 erschien auch das völlig zu Unrecht untergegangene Contradiction – Spot the Liar!, dass durch seinen charmanten Charaktere überzeugen konnte. Mit The Bunker steht uns ein weiteres FMV-Spiel bevor, ob dies dem hohen Standard des letzten Jahres gerecht werden kann? Mit dem Hauptdarsteller Adam Brown, bekannt als Ori aus dem Film Der Hobbit, ist zumindest eine solide Grundlage gegeben.
Alleine
The Bunker fängt sehr langsam an. Die Geschichte handelt von John, der als Kind im Bunker geboren wurde und nie die Aussenwelt gesehen hat. In der Anfangssequenz bekommen wir mit, wie die Mutter von John stirbt. Wir erleben einen Zeitsprung und lernen, dass John mittlerweile die noch einzige lebende Person im Bunker ist. Wie es dazu gekommen ist, wo sich die Leichen der anderen befinden, wird nicht gesagt.
Gemeinsam mit John gehen wir die täglichen Routinen durch. Wir checken alle Systeme, schreiben auf, wie viele Tage wir noch Nahrung haben und zu guter letzt Lesen wir dem Leichnam unserer Mutter eine Geschichte vor. Jup, die Mutter liegt noch im selben Bett, wo sie gestorben ist. Glücklicherweise hat John die verweste Leiche mit Tüchern verhüllt. Gameplay technisch haben wir es mit einem Point’n’Click zu tun, nur dass die Hintergründe nicht gemalt sind, sondern eben aus echtem Videomaterial bestehen.
Fehler im System
Nachdem wir diesen Ablauf ein paar Mal reibungslos erledigt haben, fällt an einem Tag plötzlich ein System auf. John geht die Instruktionen durch und lernt, dass er in ein anderes Stockwerk des Bunkers gehen muss, um den Fehler zu beheben. Seit seiner Kindheit war er dort nicht mehr, da ihm seine Mutter stets die Sicherheit der eigenen Räume gepredigt hatte. Er nimmt all seinen Mut zusammen und öffnet die zunächst verschlossene Tür zum Treppenhaus.
Durch die längst vergessenen Eindrücke, kehren alte Erinnerungen zurück in Johns Gedächtnis und wir lernen neue Informationen zu den Geschehnissen im Bunker und den Menschen, die damals dort gewohnt hatten. Trotz dem sehr düsteren Setting kommt in diesem Abschnitt ein klein wenig Komik auf, denn John hält sich strikt an das Protokoll. Per Sprechanlage geben wir zum Beispiel bekannt, dass der Strom für wenige Sekunden abgestellt werden wird, obwohl wir allen Grund zur Annahme haben, dass sich kein anderes lebendiges Wesen im Bunker befindet.
Minimalistischer Horror
Gut eine Stunde Spielzeit ist seit Beginn vergangen, bis der Fehler behoben war. Die Stimmung war intensiv, düster und stets angespannt. Um diese zu erzeugen wurde aber nicht mit billigen Tricks gearbeitet. Keine flackernden Lichter, merkwürdige Geräusche oder sonstige viel zu oft verwendete Elemente aus Horrorspielen, sind uns begegnet. Stattdessen ist es eher die Abwesenheit desser, welche der Stimmung ihre Intensität verleiht. Nicht zuletzt treibt uns die eigene Neugier vorwärts, da in den kleinen Erinnerungsfetzen sich nach und nach das Bild zusammen setzt und wir mehr über die Vergangenheit von John lernen.
Fazit
Als kurz nach dem Reparieren des ersten Fehler die Sauerstoffzufuhr ausfiel und John unter Zeitdruck noch ein Stockwerk tiefer in den Bunker eindringen sollten, wurde die Spannung fast untragbar – obwohl ich mich mitten auf der Gamescom umringt von Tausenden von Menschen befand. Wer storylastige Spiele à la Telltale und Thriller mit einer Priese Horror liebt, sollte einen Blick in The Bunker wagen. Es spricht für die Qualität des Spieles und des Schauspielers, dass ich die Aussenwelt komplett vergessen konnte und mich über eine Stunde darin verlieren konnte.
The Bunker ist ab dem 20. September 2016 auf Steam erhältlich.
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