The Way – Zwischen Oldschool und schlechtem Design
Vor bald zwei Jahren verhalfen über 1500 Backer auf Kickstarter The Way wahr werden zu lassen. Begebe dich auf einen fremden Planeten und verbringe dein Leben damit deine Geliebte zurück zu bringen lautete die Prämisse des Spieles. Daneben lehnt es im Gameplay stark an Klassiker wie Another World, Heart of Darkness und Flashback an und versucht dadurch das Genre der klassischen Adventure Games wieder zu beleben.
Eine Geschichte übers Loslassen
The Way startet auf einem Friedhof während wir unserem Protagonisten zusehen, wie er seine tote Frau ausbuddelt. Dies klingt einiges makaberer, als es in Wirklichkeit ist und damit ist bereits alles zur Geschichte gesagt: Wir versuchen unsere Frau aus der Welt der Toten zurück zu bringen und gehen dabei auf die Suche nach der geheimen Stadt, welche ewiges Leben verspricht, wo wir hoffen die nötige Technologie dafür zu finden.
Kurzerhand klauen wir ein Raumschiff aus unserem alten Arbeitsplatz und begeben uns auf die Reise. Leider geraten wir dabei auf das Radar eines Kopfgeldjägers und werden kurzerhand vom Himmel geholt. Unser Raumschiff betriebsunfähig, sind wir zwar auf dem richtigen Planeten gelandet, aber unsere Mobilität ist stark eingeschränkt und wir können die Umgebung nur noch mittels Raumgleiter erkunden. Die Suche nach der Stadt, nicht ohne Grund geheim, dauert Jahrzehnte und unser Charakter altert sichtbar in diesem Prozess.
Neben der interessanten Geschichte, welche in einer hartnäckigen Entscheidung gipfelt, stechen auch die liebevoll gestalteten Hintergründe hervor. Davon gibt es unzählige, da The Way einen Umfang von rund zehn Stunden hat, aber jeder einzelne davon ist schön anzusehen.
Ich kann das schaffen!
Während die Animationen zwar nicht wirklich gelungen sind, kommen wir mit dem Gameplay zum Knackpunkt des Spieles. Im Grunde besteht dieses aus zwei Kernelementen: Puzzles und Plattforming. Die Puzzles sind äusserst clever und teilweise sehr sehr knifflig oder nur mit viel Ausdauer zu lösen. Zum Lösen dieser werden während des Spielverlaufes unterschiedliche Waffen erlangt, welche Teleportation oder Telekinese ermöglichen und dadurch viele unterschiedliche Problemstellungen ermöglichen. Während diese Problemstellung zu Beginn sinnvoll in die Geschichte eingearbeitet sind, verkommen sie im Verlaufe immer mehr zu Puzzles, die einfach da sind und uns am weiteren voranschreiten hindern, wobei diese nichts desto Trotz noch immer gelungen sind, die Immersion leidet jedoch darunter.
Kommen wir zum frustrierenden Part des Spieles: Die Plattformer Sequenzen. Die Steuerung unseres Charakters ist nicht ganz gelungen und ein wenig zu unpräzise, aber bewegt sich gerade noch an der Grenze, bei der das Spiel für immer von der Festplatte gelöscht und nie mehr angefasst werden würde. Als Spieler weiss ich, dass ich die Passage schaffen kann, aber aufgrund kleiner Fehler werden diese immer und immer wiederholt bis sie gemeistert sind.
Was? Warum?!
Ein sehr grosser Frustrationspunkt sind dabei die Speicherpunkte. Diese sind teilweise sehr schlecht gesetzt und weitläufige Passagen müssen bei jedem Tod erneut fehlerfrei absolviert werden. Zwar verbessern sich die eigenen Fähigkeiten bei jedem Durchgang, aber stellenweise fühlte es sich an, als würde ich für einen Speedrun trainieren, da bei jedem Tod wirklich eine riesige Strecke erneut überwunden werden musste und der Beginn dieser rennend ohne zu Denken von der Hand ging. Im letzten Update kamen einige zusätzliche Speicherpunkte hinzu, aber optimal ist es noch nicht.
Wäre dies noch nicht der Frustration genug, erleben wir in The Way unzählige unvorhersehbare Tode. Alle aufzulisten würde hier den Rahmen sprengen. Hier stellt sich die Frage, ob wir es als Oldschool durchgehen lassen oder es heutzutage einfach schlechtes Game Design ist, denn nach eines überraschenden Todes sind die Passagen mit dem erlangten Wissen ohne Probleme überwindbar. Dazu gesellt sich ein Fallschaden, welcher bereits ab der zweifachen Körpergrösse tödlich ist.
Fazit
The Way hat ohne Frage viele Mängel und ist stellenweise sehr frustrierend, aber dank seinem visuellen Stil, den cleveren Puzzles und der interessanten Geschichte konnte ich über diese halbwegs hinweg sehen, denn ich wollte stets mehr sehen und mehr erfahren. Ein gewisser Hang zum Masochismus und eine Vorliebe für knifflige, fast schon unfaire Spiele, ist dabei vorausgesetzt. Obwohl das Spiel eine Einzelspieler Erfahrung ist, machte es im Co-Op deutlich mehr Spass. Bei den frustrierenden Passagen konnte das Gamepad kurzerhand weitergereicht werden und bei den schwierigen Puzzles gemeinsam nach der Lösung gesucht werden.
Es fällt mir sehr schwer, The Way weiterzuempfehlen aufgrund der vielen Mängel, aber irgendwie hat es doch etwas. Nicht ohne Grund konnte ich das Spiel bis zum Ende fast nicht weglegen, obwohl ich an vielen Stellen regelrecht frustriert war. Die Stimmung, die Musik und die verarbeiteten Ideen hielten mich bei Stange, doch mindestens ein paar zusätzliche Monate, wenn nicht ein halbes Jahr, zur Verfeinerung des Gameplays hätten dem Spiel nicht nur gut getan, sondern es womöglich zu meinen persönlichen Favoriten dieses Jahres katapultiert. Meine Empfehlung deswegen: Wartet ab und hoffen wir, dass die diversen Mängel innerhalb der kommenden Monate ausgebügelt werden.
Manche Spieler bezeichnen das Spiel als Liebeserklärung an die alten Klassiker, aber früher war halt nicht alles besser.
The Way ist erhältlich für PC, Mac und Linux via Steam.
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