We Happy Few – Wortwörtlich
Äusserst entzückt war ich, als an der PAX East letzten Jahres We Happy Few von Compulsion Games angekündigt wurde. Das Studio hatte zuvor im Jahr 2013 Contrast veröffentlicht, welches zwar mit einigen technischen Macken zu kämpfen hatte, aber durch seinen einprägsamen, an Tim Burton erinnernden, Artstil brillieren konnte. Dieser war auch im ersten Trailer zu We Happy Few erkennbar, wenn auch mit einem weitaus düstereren Unterton versehen.
Anfangs Juni 2015 startete das Studio eine Kickstarter Kampagne, die erfolgreich mit über 330’000 kanadischen Dollar finanziert wurde. Danach wurde es relativ ruhig um das Spiel – bis zum sagenhaften E3-Auftritt dieses Jahres. Zu diesem Zeitpunkt war ich dem Spiel gegenüber bereits nicht mehr sehr positiv gestimmt. Wie das?
Paris Games Week 2015: Pre-Alpha
Richtig informiert hatte ich mich zuvor nie über das Spiel. Ich wollte mich überraschen lassen und aus den veröffentlichten Trailer schloss ich auf ein storylastiges Spiel aus der Egoperspektive. Als ich im Oktober am letzten Tag der Paris Games Week das Spiel relativ versteckt am Stand von Microsoft entdeckte, war ich ausser mir vor Freude.
Die spielbare Version war mit Pre-Alpha gekennzeichnet und der erste Dämpfer war die unnormal lange Ladezeit. Gut, ist ja noch eine Pre-Alpha, dachte ich mir. Als ich endlich im Spiel war, machte sich Verwirrung breit. Ich befand mich in einer offenen Spielwelt, der Stadt Wellington Wells, und die Bewohner waren mir nicht wohlgesinnt. Zum damaligen Zeitpunkt glich das Spiel einer Zombie-Survival-Simulation, wobei der Crafting Part damals noch nicht vorhanden war.
E3 2016: Alpha
Das nächste Mal sah ich das Spiel an der E3 2016. Während der Microsoft Pressekonferenz sass ich im Publikum und war leicht skeptisch, als das Segment zu We Happy Few begann. Der Hype war riesig nach den ersten Minuten – und wiederum war ich leicht verwirrt. Das schien ein komplett anderes Spiel zu sein, als ich damals an der Paris Games Week gespielt hatte.
Als Liebhaber von Non-Games Walking-Simulatoren – oder wie auch immmer ihr die Art von Spiele nennen mögt, war mit dem Gezeigten mein Interesse von neuem entflammt worden. Gleich darauf kam aber wieder ein Dämpfer: Das Spiel sollte zunächst im Early Access erscheinen und war für mich damit gleich wieder gestorben. Zu sehr bin ich noch gebrandmarkt von Early Access Titeln wie Rust oder The Long Dark, welche sich seit Jahren in Entwicklung befinden und sich in dieser Zeit komplett verändert haben.
Am Abend des selben Tages war es dann soweit, ich konnte am XBox Media Showcase die aktuelle Version von We Happy Few anspielen. Wie sich herausstellte, war der gezeigte Trailer das Intro des Spieles und gleich anschliessend landet der Spieler in der besagten Stadt Wellington Wells. Danach erwartete mich eine mehr oder weniger typische Survival-Simulation mit Crafting-System und einer prozedural generierten Welt. Mein Interesse erlosch nach wenigen Minuten Spielzeit. Aufgrund des Genres, aber auch aufgrund der Unvollständigkeit. Die Ladezeiten waren noch immer enorm lange und an jeder Ecke und Kante muss noch gefeilt werden. Es war schlicht und ergreifend keine angenehme Spielerfahrung.
Early Access Release
We Happy Few, zu Deutsch: „Wir wenigen Glücklichen“, was an diesem Abend voller Vertreter der Presse durchaus zutraf. Auf Steam hat das Spiel jedoch momentan über 600 Bewertungen und wird insgesamt als sehr positiv angesehen.
Werde ich es mir zu diesem Zeitpunkt erneut anschauen, um einen tieferen Einblick zu erhalten? Definitiv nicht. Nach wie vor fasziniert mich aber die Welt, ein fiktives dystopisches England der 60er Jahre, und die interessante Hintergrundgeschichte. Ich werde We Happy Few erneut eine Chance geben, wenn Version 1.0 erscheint. Laut Angaben der Entwickler soll dies in ungefähr sechs bis zwölf Monaten der Fall sein. Bis dahin schlucke ich weiterhin die blaue Pille.
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