Angeschaut: Tales from the Borderlands Season 1
Das Schicksal will es so, dass wir nach Veröffentlichung einer Life Is Strange Episode unser nächstes Angeschaut einem Telltale Spiel widmen. War es in der Vergangenheit in der Regel Game of Thrones, so folgte dieses Mal das Serienfinale zu Tales from the Borderlands.
Persönlich konnte ich nie vollends in die Welt von Borderlands eintauchen. Mir gefiel der Grafik Stil und der Humor, aber das überaus trockene Gameplay aus dem ersten Teil schreckte mich davon ab, die weiteren Titel der Franchise zu spielen. Mein denkwürdigster Moment mit der Serie war der Speedrun vom zweiten Teil während den AGDQ 2014, als ein Spieler über den Kampf gegen den Krebs seines Vaters erzählte. Zur eigenen Überraschung schaffte es Tales from the Borderlands, sich auf meine persönliche Liste der besten Titel des Jahres zu schmuggeln.
Im Podcast zur ersten Episode von Minecraft: Story Mode hatten wir noch darüber gerätselt, welche ähnlich leichtfüssigen Titel mit kindlichem Charme wir empfehlen könnten. Tales from the Borderlands ist weit davon entfernt kindlich zu sein, die 18er-Freigabe spricht für sich, aber die Leichtfüssigkeit, das Humoristische, zieht sich durch die gesamte, fünf Episoden umfassende, Staffel. Es geschieht selten, nicht nur weil Humor in Spielen eher selten gelingt oder verwendet wird, dass ich während dem Spielen laut loslachen muss. Absolute Spitzenklasse sind auch die Eröffnungssequenzen, alleine dafür lohnt es sich, die Serie anzuschauen.
Der Humor überträgt sich selbst ins Gameplay. Wir haben es nicht nur mit den besten Action Sequenzen zu tun, die Telltale bisher geschaffen hat, sondern auch mit den witzigsten. Stellt euch eine fünf minütige, total überbordende Szene vor, bei der Hunderte Charaktere sich gegenseitig mit imaginären Waffen bekämpfen, respektive mit den Fingern eine Pistole formen. Diese Sequenz wird noch getoppt vom absolut grandiosen Schlusskampf in der finalen Episode, denn ich euch hier aber nicht spoilern will.
Daneben lebt die Serie von den liebenswürdigen Charakteren, welche einem schnell ans Herz wachsen. Der Start jeder Episode fühlte sich wie ein Wiedersehen mit Freunden an, ähnlich wie es die TV-Serie Shameless bei mir auszulösen vermag oder das nahe liegende Friends aus den 90ern. Der heimlichen Stars der Serie sind jedoch die Roboter – es braucht kein zwei stündiges Drama mit Joaquin Phoenix, um menschliche Gefühle zu einer künstlichen Intelligenz zu erklären; Telltale schafft dies spielend.
Der Humor stimmt, die Charaktere sind liebenswürdig, wie sieht es mit der Geschichte aus? Zum ersten Mal in einem Telltale Spiel spielt ihr zwei Hauptcharaktere gleichzeitig: Fiona und Rhys. Telltale treibt das Spiel sogar so weit, dass ihr teilweise Gespräche mit euch selber führt – Schizophrenie charmant verpackt. Trickbetrügereien, Schatzsuche, politische Machtspielchen, die Geschichte wird von Episode zu Episode grösser und liefert einige unvorhergesehene Twists. Gute Twists, nicht wie zum Beispiel das Ende von The Village. Nach der rasanten ersten Episode wurde das Tempo in der zweiten zwar zu Gunsten der Charakterentwicklung ein wenig zurückgenommen, aber ab der dritten konnte sich die Serie immer wieder übertrumpfen, bis wir schlussendlich bei einer der besten Episoden, die Telltale bisher geschaffen hat, angelangt sind.
Mein einziger Kritikpunkt an der Serie sind die teilweise nervigen Speicherpunkte. Pandora ist ein tödlicher Planet und so segnet ihr öfters als euch manchmal lieb ist das Zeitliche. Anstatt gleich an dieser Stelle weiterzufahren, müsst ihr euch nochmals komplette Dialoge anhören und getroffene Entscheidungen wiederholen. Abgesehen davon kann ich Tales from the Borderlands jedem, an narrativ lastigen Spielen Interessierten, ans Herz legen. Vergesst die erste Staffel von The Walking Dead, Telltale hat sich selber eine neue Referenz geschaffen und ich hoffe stark, dass wir nächstes Jahr wieder gemeinsam mit Rhys, Fiona, Loader Bot und allen anderen in die Welt von Pandora eintauchen dürfen.
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