Angeschaut: The Walking Dead Season 2
Der folgende Beitrag enthält Spoiler zu Season 1 und sehr leichte zu Season 2.
Ich wette mit euch: Wenn ich mit einer Augenbinde in einen Media Markt gehe und einen Stein werfe, treffe ich garantiert ein Zombie-Buch, -Film oder -Spiel. Die Dinger sind omnipräsent, lästig und sehen sich alle ähnlich. Genauso wie – lasst mich überlegen – Zombies?
Schimmernde Hoffnung
The Walking Dead war da schon immer eine Ausnahme. Ich habe von dieser Comic-Serie ca. 100 Ausgaben gelesen und mit Spannung den Überlebenskampf der immer wechselnden Protagonisten verfolgt. Es ist eine Binsenweisheit, aber bei guten Zombiegeschichten geht es nicht um Zombies. Es geht vielmehr um die Fragen: Wieviel können die Monster von der Gesellschaft vernichten, bis wir mehr Mensch als Tier sind und woher kommt die Hoffnung, wenn eigentlich keine mehr da sein sollte?
Nach einer enttäuschenden Fernsehserie, wurde die Vorlage im Jahr 2013 für ein Videogame erfolgreich umgesetzt. Nach dem tragischen Ende der 1. Season und genug Zeit um unsere Tränen zu trocknen, kommt nun die Fortsetzung: Es geht dabei um Clementine, die am Ende des ersten Teils ihre Gruppe sowie ihren Mentor verloren hat. Kommt das kleine Mädchen alleine in dieser Welt zurecht? Kann sie dabei auf dem rechtschaffenen Weg bleiben?
TV, TV, TV
Die Adventures von Telltale sind eigentlich alle Fernsehserien in interaktiver Verkleidung. In diesem zweiten Abenteuer im Walking Dead Universum beschränken sich die Interaktionsmöglichkeiten demzufolge wieder auf ein Minimum. Mit dem Controller interagiert man sporadisch mit Objekten, die Einsatz erfordern. Dabei weiss ich jederzeit was zu tun ist. Actionszenen bewältigen sich mittels Quick-Time-Events und nicht selten kommt am Schluss derselben eine grosse Entscheidung. Diese hat aber fast keinen Einfluss auf die weitere Story. Ich habe somit fast nie das Gefühl, die Geschehnisse beeinflussen zu können. Ich fühle sich oft als Zuschauer der nichts erkunden darf, was nicht vorgesehen ist. Dies macht das Ganze aber nicht weniger spannend und hält die Handlung stringent. Clementine ist als Protagonistin durchwachsen. Es ist zwar sehr innovativ ein fragiles Mädchen zu steuern, die viel tougher ist, als sie aussieht. Identifizieren konnte ich mich nicht komplett mit ihr.
Trotzdem ist es aber interessant wie man – vor allem in den Dialogen – selber bestimmen kann, wie frech oder zerbrechlich die Kleine reagiert. Immer wieder kommt die Meldung, dass sich die Charaktere an Gesagtes erinnern werden. Meistens sind die Drohungen aber leer oder der ehemalige Gesprächspartner ist Krähenfutter, bevor das Thema wieder aufkommt.
Der Rest des Casts, darunter auch einige bekannte Gesichter von Season 1, wissen zu überzeugen. Man ist sich nie sicher, auf welcher Seite jemand steht. Jeder ist sich schliesslich selbst der Nächste und eine Zombie-Apokalypse wird da den Teufel tun, dies zu verbessern.
Happy End
Das Finale präsentiert uns dann die einzige, wirklich grosse Entscheidung. Zum ersten Mal in der Staffel muss man sich zwischen zwei lebensverändernden Katastrophen entscheiden, von denen es kein Zurück mehr geben wird. Ich musste beinahe die Augen schliessen als ich mich entschied und war am Schluss über mich selbst verwundert. Es ist gerade dieses Finale, welches das Spiel aus der spannenden, aber etwas zu routinierten Schablone heraus reisst.
Endlich hat eine Entscheidung eine richtige Konsequenz und ist nicht nur ein Spiel mit Rauch und Spiegeln. Warum nicht gleich so?
Insgesamt ist es ein Spiel für Fans im besten Sinne. Wem das Spielprinzip des ersten Teils behagt, kann ruhig am Ball bleiben. Neulinge riskieren einen Blick auf die erste Staffel, welche auf sämtlichen Plattformen erhältlich ist.
Hoffentlich können wir in Season 3 unser Hirn etwas mehr benutzen; bevor es uns die Zombies wegfressen.
1 Comment
Season 1 fand ich genial, vorallem das gastfreundliche Farmhaus.
Schade, dass es laut dem Artikel so wenig Entscheidungsmöglichkeiten in der neuen Season gibt.