Oxenfree – Von Geistern und Teenagern
Oxenfree ist ein Thriller mit übernatürlichen Elementen. Als Alex begebt ihr euch Nachts mit ein paar Freunden auf eine Insel und öffnet unwillentlich einen Spalt in die Welt der Geister. Doch hinter dieser simplen Prämisse steckt mehr, sehr viel mehr…
Oxenfree…Oxenfree…wo fangen wir da bloss an? Ok folgt mir, wir beginnen im Jetzt. Momentan versuche ich meine Gedanken zum Spiel zu ordnen, was aber beinahe nicht möglich ist. Zu viele Fragen sind noch unbeantwortet. Es sind sogar so viele Fragen, dass ich mir überlege einen separaten Feature Artikel alleine zur Geschichte und den Geheimnissen des Spieles zu schreiben.
Ihr seht, mein Gehirn ist gerade ein wenig überladen. Oxenfree ist eines dieser Spiele, bei denen man im Anschluss anfängt nach mehr Hinweisen zu suchen und diverse Foren konsultiert, um zu sehen, ob andere Spieler die gleiche Meinung teilen oder auf neue Theorien gestossen sind. Aber wir werden euch die Geschichte nicht spoilern, denn ihr seid ja hier um zu erfahren, ob das Spiel was taugt. Vielleicht erahnt ihr jetzt schon, dass es sicher nicht absolut miserabel ist.
Im Schneckentempo
Wir gehen nun einen Tag in die Vergangenheit. Sonntag Nachmittag, Sonnenlicht ist dank der schwarzen Wolken und des steten Regens keines zu sehen, nur ab und zu erhellt ein Blitz die Szenerie, gefolgt von einem entfernten Grollen. Wahrhaftig die optimale Stimmung für ein Spiel mit übernatürlichen Phänomenen. Doch die Vorfreude wird schnell nach Start getrübt. Mit rund fünf Bildern pro Sekunde läuft das Spiel ultra langsam auf meinem Laptop. Klar, er ist nicht der Schnellste, aber dadurch zeigt sich immer sehr schnell, wie gut ein Spiel technisch optimiert worden ist.
Oxenfree ist leider sehr, sehr Hardware-hungrig und Optionen gibt es nicht viele. Wir können gerade mal die Effekte ausschalten und die Auflösung ändern. Da zeigte sich aber bereits das nächste Problem: Die Auflösung lies sich nicht ändern. Erst nachdem in den Fenstermodus geschaltet wurde, übernahm das Spiel die gewünschten Änderungen, obwohl noch immer die vorhergehenden angezeigt wurden. All zu viele verschiedenen Auflösungen gibt es übrigens auch nicht. Es lief danach nicht optimal, aber immerhin einigermassen flüssig. Bei grösseren Szenen brach die Framerate jedoch völlig ein und das Spiel stürzte mehrmals im Durchgang ab.
Reminiszenz
Nachdem dies nun geklärt ist kommen wir endlich zum Gameplay. Oxenfree spielt sich wie ein Life Is Strange aus der Seitenansicht. Wir unterhalten uns mit unseren Freunden, wählen dabei unsere Antworten, erkunden die Insel und haben ein zentrales Element, ähnlich der Zeitmanipulation, welches aus einem Radio besteht, aber zu dem kommen wir später. Die zwischenmenschlichen Beziehungen im Spiel sind sehr geerdet und befassen sich mit den individuellen Problemen aus der Vergangenheit der Charaktere.
Es beginnt ganz sachte, wie ich es selber oft in meiner Jugend erlebt habe, mit einem Ausflug in die Natur. Ein grosses Lagerfeuer, Alkohol und keine Verpflichtungen bis zum nächsten Montag. Gemeinsam mit Freunden abhängen und eine gute Zeit haben. Doch es bleibt nicht dabei, Differenzen entstehen, die Gruppe teilt sich auf. Ein Teil bleibt lieber beim Feuer, der andere geht auf Erkundungstour, sucht das Abenteuer. Soweit alles komplett nachvollziehbar und weckt alte Erinnerungen. Einen Riss in die Dimension der Geister habe ich in meiner Freizeit aber bisher noch nicht geöffnet und ab diesem Moment startet Oxenfree erst richtig.
Poltergeist
Auf der Insel gibt es zwar keinen Radioempfang, aber mittels einem alten Radio hören wir plötzlich seltsame Signale, welche direkt Einfluss auf unsere Welt haben. Mehr möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht verraten. Soviel sei gesagt: Es wird verstörend, gespenstisch, schockierend, faszinierend und überraschend. Das Spiel wartet mit einer Menge Tricks und Kniffen auf, welche einen immer wieder aus dem Nichts überrumpeln.
An dieser Stelle möchte ich auch den absolute fantastischen Soundtrack loben, welcher viel zur Stimmung beiträgt und einer der wenigen ist, welche ich mir auch im Nachhinein noch gerne anhöre. Auch das Spiel mit Licht und diversen Effekten ist gelungen und überhaupt, die präsentierten Landschaften und Szenerien sind allesamt sehenswert.
Oxenfree Fazit
Warum lest ihr hier noch? Wenn euch Spiele von Telltale oder Life Is Strange gefallen, dann könnt ihr mit Oxenfree absolut nichts falsch machen. Nach einem Durchgang von rund vier bis fünf Stunden weiss man aber praktisch noch nichts über das Spiel. Erst wenn man anfängt zu Graben offenbart sich die wahre Genialität dahinter. Es gibt zum Beispiel einen absolut mindfuck-mässigen Multiplayer Part, der aber ohne weiteres übersehen werden kann oder ein verstecktes ARG (= Alternative Reality Game), welches erst gerade entdeckt wurde. Das Spiel steckt voller Geheimnisse und die übergeordnete Geschichte, die Meta-Ebene, macht das Spiel gleich nochmals besser.
Störend ist teilweise das massive Backtracking, wobei dies oft durch Schlüsselelemente aufgelockert wird. Auch an der technischen Seite im Hintergrund hätte man noch einiges verbessern können, damit das Spiel nicht so sehr auf die Hardware schlägt.
Oxenfree trifft den Sweetspot zwischen Teenager Drama und Geistergeschichte. Es verursacht eine angenehme Gänsehaut und ich kann mir die Geschichte durchaus als Mini TV-Serie oder Film vorstellen, was durch die Partnerschaft mit Skybound vielleicht in Zukunft Realität werden könnte. Das Angeschaut ist schon ziemlich lange und trotzdem fühlt es sich so an, als müsste ich noch Tausend weitere Wörter schreiben, um euch die Faszination hinter Oxenfree näher zu bringen, aber keine Sorge, wir werden es sicherlich in diversen „Best of 2016“-Listen wiederfinden.
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