Angeschaut: Lovely Planet
Manch einem modernen First-Person-Shooter-Spieler wird womöglich aufgefallen sein, dass in jüngster Zeit die meisten Spiele aus dem Genre sich gegenseitig immer ähnlicher werden. An vorderster Front hierbei stehen die Vertreter der Militär-Shooter, namentlich Call Of Duty und Battlefield. Doch auch in der Indie-Szene hielt der grau-braun eingefärbte Look unlängst seinen Einzug.
Ein anderes Merkmal vieler moderner Shooter ist die Tatsache, dass sie vielfach keine grosse Herausforderung an den jeweiligen Spieler stellen. Speziell seit sich regenerierende Gesundheit in diesen Spielen breit gemacht hat und die Jagd nach Medikits mehr und mehr verdrängt wurde, fühlt man sich, als könnte man eine unendliche Menge an Patronen absorbieren. Und genau für jene, welche mit diesen Problemen zu kämpfen haben, ist Lovely Planet gedacht.
Trügende Niedlichkeit
Man darf sich von der minimalistisch anmutenden, farbenfrohen Ästhetik und der niedlichen Musik nicht beirren lassen, denn Lovely Planet bietet einen ungefilterten, unnachgiebigen First-Person Shooter der dem Spieler zu jeder Zeit die volle Aufmerksamkeit abverlangt. Vermutlich liegt es eben genau am äusseren Erscheinungsbild, dass es die meisten Spieler noch auf dem falschen Fuss erwischen wird, aber es wäre nicht gelogen zu behaupten, dass Lovely Planet einen der schwierigsten Shooter der letzten Jahre darstellt.
Was genau dieses Spiel so kompromisslos und schwierig macht ist relativ simpel zu erklären. Einerseits verfügt man über keine automatische Waffe und jeder Mausklick entspricht einem Schuss. Andererseits wurde dem Spieler nicht einmal ein altbekanntes Fadenkreuz bereitgestellt, weshalb dies eine zusätzliche Herausforderung darstellt, mit welcher man konstant zu kämpfen hat. Darüber hinaus gibt es auch Gegner welche gleichermassen mit Projektilen zu antworten wissen und nur ein einziger Treffer reicht schon aus und man muss das Level wieder von vorne beginnen.
Hinzu kommen jedoch auch andere Herausforderungen, wie etwa unbeteiligte Nichtspielercharaktere, welche nicht getroffen werden dürfen oder in die Luft katapultierte Äpfel welche abgeschossen werden müssen bevor sie auf dem Boden aufprallen. In späteren Leveln gesellen sich auch Gegner mit Projektilen, welche den Spieler verfolgen und ebenfalls aus der Luft geschossen werden müssen, hinzu. Und wenn dies nicht schon genug wäre, verlangt Lovely Planet vom Spieler, dass auch wirklich alle Gegner getroffen werden, da ansonsten das Level nicht erfolgreich beendet wurde.
Der kleine Finger
Viel Unterstützung zur Bewältigung all dieser Aufgaben bekommt der Spieler nicht, jedoch haben sich die Entwickler immerhin zu einem Hilfsmittel hinreissen lassen können, welches das Leben der Spieler etwas einfacher gestaltet. So bietet sich dem Spieler die Gelegenheit, am Anfang eines jeden Levels einen Überblick darüber zu erhalten, welche Fallen und Gegner einen erwarten, womit man sich vorab schon einmal ein wenig vorbereiten kann. Jedoch liegt es am Ende immer noch am Spieler selbst, jedes Level tadellos zu bewältigen.
Mitunter ein Ansporn wird definitiv die Tatsache sein, dass jeder Versuch per Stoppuhr festgehalten wird und am Ende eines jeden Levels die Zeit auch mit den Bestzeiten aller anderen Spieler verglichen wird. Dementsprechend bietet Lovely Planet auch kompetitiv angehauchten Spielern und im Speziellen auch Speedrunnern, definitiv eine Möglichkeit hier vollends aufblühen zu können und bietet so auch einen gewissen Anreiz das Spiel wiederholt zu spielen, was auch dringend notwendig ist.
Nur noch 60 Sekunden
Wenn das Spiel über ein Problem verfügt, ist es definitiv die Länge. Das Spiel verfügt zwar über imposante 100 Level, was sich allerdings dadurch wieder relativiert, dass es für die meisten Level insgesamt weniger als eine Minute dauert, um sie zu durchqueren. Jedoch sollte man sich auch hierbei nicht beirren lassen. Die ersten paar Level werden die meisten Spieler vermutlich durchaus im ersten Anlauf bewältigen können, allerdings nimmt der Schwierigkeitsgrad ziemlich schnell zu und gekoppelt mit der Tatsache, dass ein einziger gegnerischer Treffer ausreicht um das Level wieder zurückzusetzen, ist es offensichtlich, dass die meisten Level mehrmals in Angriff genommen werden müssen, um sie erfolgreich zu meistern.
Ein weiterer Punkt der manch einem vielleicht nicht so zusagen wird ist die Tatsache, dass das Spiel keine Geschichte erzählt. Es handelt sich hierbei tatsächlich um einen Shooter der auf das absolute Minimum reduziert wurde und wo das Gameplay nicht nur Mittel zum Zweck ist, sondern den absoluten Fokus dieser Erfahrung darstellt. In diesem Sinne hat das Spiel mehr gemeinsam mit einem Puzzle- oder Rhythmus-Spiel da jede Aktion perfekt ausgeführt werden muss um erfolgreich zu sein.
Fazit
Abschliessend bleibt festzuhalten, dass Lovely Planet all jenen, welche sich für einen wahrlich unnachgiebigen First-Person-Shooter begeistern können, nur wärmstens Empfohlen ist – speziell jenen welche von der mittlerweile doch recht eintönigen Kriegsästhetik der letzten Jahre genug gesehen haben. Lovely Planet ist erhältlich auf Steam sowie ohne DRM auf GOG.
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