Angeschaut: Nightbanes
Elektronische Sammelkartenspiele haben es im Moment nicht leicht. Hearthstone dominiert das Geschehen mit seinem attraktiven Modell sowie seiner Omnipräsenz auf YouTube und Twitch. Kann das Gratisspiel Nightbanes da mithalten?
Von Vampiren und Werwölfen
Thematisch basiert Nightbanes auf dem Horror-Genre. Wir spielen als Vampir und unsere Gegner sowie die Karten repräsentieren eine grosse Bandbreite an entsetzlichen Kreaturen. Doch verfügt das Spiel kaum über eine Geschichte, welche diese Thematik rechtfertigen würde. Wir erfüllen zwar Quests und besiegen eine Reihe von Bossen, die allerlei Horrorklischees entsprechen, haben aber keine Ahnung warum. Die Designs der Kreaturen sind qualitativ hochwertig, aber weitestgehend nichtssagend wenn es darum geht, die jeweiligen Eigenschaften der entsprechenden Karten zu erklären.
Nightbanes unterscheidet sich sehr stark von anderen Kartenspielen. Jede Karte kann jederzeit ausgespielt werden; es gibt keine Manareserven die während des Zuges aufgebraucht werden. Um allerdings zu verhindern, dass die Spieler die ganze Hand auf einmal ins Feld legen, ist in jedem Zug nur eine einzige Karte ausspielbar.
Tempo ist der Schlüssel zum Sieg
Ist eine Kreatur auf dem Feld, kann sie nur die ihm jeweils gegenüberliegende Kreatur angreifen. Sprich wenn unser Gegner eine Kreatur auf dem Feld hat und wir zwei, so greift nur die linke Karte die gegnerische Kreatur an. Die rechte Karte kann ungehindert die Lebenspunkte des Gegners dezimieren. Von daher basiert jegliche Strategie im Spiel darauf, die eigene Seite des Spielfelds mit möglichst vielen Kreaturen zu füllen, die schnell angreifen können um den Gegner in die Knie zu zwingen. Das bedeutet allerdings auch, dass es kaum möglich ist, im späteren Spielverlauf den Spiess umzudrehen. Wer einmal ins Hintertreffen geraten ist, hat kaum mehr eine Chance auf einen Sieg.
Ein weiterer Unterschied zu anderen Kartenspielen ist, dass ausgespielte Karten nicht pauschal im jeweils nächsten Zug angreifen können. Denn jede Karte verfügt über eine sogenannte Blutlust-Anzeige. Diese gibt Auskunft darüber, wie viele Züge die Karte untätig auf dem Feld liegen muss, bevor sie angreift. Dabei gibt es Karten die sofort angreifen können, oder auch stärkere Karten die dementsprechend länger auf dem Feld ausharren müssen, bevor sie sich ihrer Fähigkeiten bemächtigen können.
Dem Zufall überlassen
Unser Vampirlord besitzt auch eine eigene Fähigkeit, die er jeweils einmal pro Partie einsetzen kann. In unserem Fall können wir die Angriffskraft einer Kreatur für einen Zug lang um 3 Angriffspunkte erhöhen. Was im ersten Moment sehr interessant klingt wird allerdings dadurch untergraben, dass wir nicht selber entscheiden können, welche Kreatur von dieser Fähigkeit profitiert. Genauer gesagt kann der Spieler nie eine spezifische Karte für seine Zauber ins Visier nehmen, weder die eigenen noch die gegnerischen; all dies ist dem Zufall überlassen. Dadurch fühlt man sich als Spieler in seiner Handlungsfähigkeit doch sehr stark eingeschränkt und unser Input reduziert sich während der Partie vollends darauf, pro Zug einmal auf eine Karte zu klicken.
Gewisse Monster können mit Waffen- oder Rüstungskarten ausgestattet werden, um mehr Schaden austeilen oder einstecken zu können. Nebst diesen spontanen Upgrades können Karten jedoch auch ausserhalb einer Partie permanent aufgelevelt werden. Und genau hier liegt der Knackpunkt bei Nightbanes.
Fee-to-pay
Wie es den meisten Gratisspielen anheim ist, verfügt Nightbanes über einen Laden. Gerade Kartenspiele sind sowohl in elektronischer als auch physischer Form direkt davon abhängig, dass die Spieler immer wieder neue Karten erwerben. Und wie es für ein Kartenspiel üblich ist, verfügt das Starterset nur über wenige starke Karten, die es dem Spieler ermöglichen, ein wenig zu experimentieren.
Wo Nightbanes allerdings seinen grössten Fehler macht, ist bei der Art der Monetarisierung. Zwar wirbt das Spiel mit der Möglichkeit, dass alle Karten im Spiel gratis erworben werden können, allerdings ist dieses Unterfangen mit dermassen viel Grind verbunden, dass kaum ein Spieler die Mengen an notwendiger Spielwährung ersparen kann, um jede Karte unentgeltlich freizuschalten. Diese Tatsache wird dadurch verschlimmert, dass der Spieler zum Aufleveln von Karten zum Teil unglaublich viel Spielwährung in die Hand nehmen muss. Generell erscheint uns, dass das Spiel sehr stark darauf ausgelegt wurde, möglichst viel Zeit des Spielers zu verschwenden.
Dies wird insbesondere bei den Quests offensichtlich. Jeder Gegner den wir auf unseren Quests treffen muss mehrmals besiegt werden, bevor wir seine Belohnung erhalten. Um jedoch den Boss einer Region herausfordern können, müssen wir jeweils drei Iterationen derselben Gegner mit denselben Decks besiegen, wobei jede Runde mehr Partien erfordert als die vorherige. Auch wenn eine Partie selten länger als 2 Minuten dauert, fühlt es sich dennoch mühselig an, dutzendmal dieselben Gegner vor sich zu haben. Durch die übermässige Abhängigkeit vom Zufall ist es kaum möglich, kompetente Strategien zu entwickeln und wenn man Pech bei der ersten Hand hat, kann gleich das Handtuch geworfen werden.
Fazit
Nightbanes erscheint uns als ein typisches Exemplar eines Spiels, welches alle seine Elemente darauf getrimmt hat, um dem Spieler möglichst viel Zeit zu rauben und ihn so schnellstmöglich in den Laden zu zwingen um bessere Karten zu kaufen oder bereits bestehende Karten aufzuleveln. Die eigentliche Spielmechanik ist rudimentär und zu stark vom Zufall abhängig, um selber Strategien zu entwickeln.
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