Angeschaut: Gone Home
Wir schreiben das Jahr 1995 und ich komme von einer Europa Reise nach Hause. Aber als ich unter schwerem Regen die Koffer ablege, sehe ich einen Brief an der Türe: „Versuche nicht herauszufinden wo ich bin….eines Tages werden wir uns wiedersehen.“ Ich trete in das Gebäude ein und werde von einer endlosen Stille begrüsst.
Absenz als Stilmittel
Dies ist der Beginn von Gone Home und ich komme nicht umhin, mich sofort in die junge Hauptprotagonistin hineinzuversetzen. Die Lichter sind aus und ich schaue in Schubladen und Schränken nach Hinweisen in einem Heim, dass einem nicht mehr vertraut vorkommt. Die Geschichte ist tief und geheimnisvoll, führt den Spieler aber nicht an der Leine, sondern lässt ihn selbständig die Ecken der riesigen Villa erkunden. Kämpfe gibt es dabei keine, nur das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht in Ordnung ist.
Eine Reminiszenz
Blitze erhellen die Korridore, während ich mich in die 90er Jahre zurückversetzt fühle. Alte Brettspiele, Grunge Magazine, als Nirvana noch ganz frisch war; ein Schrank hat sogar ausgeschnittene Figuren aus „Beverly Hills 90210“ (ja, die alten Folgen!), welche Kinder der 90er in einen Zustand versetzen, den wir für immer als verloren glaubten.
Ein Horrorspiel ohne Monster, ausser vielleicht die Gespenster der Vergangenheit. Die Story zu verraten würde heissen die Erfahrung zu ruinieren. Hier schafft Gone Home etwas, was weiter geht als Bücher und Filme: Man benutzt das Medium als Immersion, um eine Geschichte zu erzählen welche ohne Zwischensequenzen auskommt, wenn man die hervorragend gesprochenen Dialoge im Off ausklammert.
Während ich im leeren Elternschlafzimmer stehe, die Schubladen offen, als hätten sie hastig gepackt, bin ich wirklich dort. Das schaffen nur wenige Spiele.
Erhältlich ist Gone Home auf Steam und der offiziellen Homepage.
Eingesendet von: Steven Pianelli, Olten
1 Comment
Sehr gut geschriebener Artikel. Fasst die Atmosphäre und die Grundidee des Spiels kurz und bündig zusammen und macht neugierig!