Angeschaut: Life Is Strange Ep. 2 – Out Of Time
Der folgende Text enthält leichte Spoiler zu Geschehnissen aus der ersten Episode. Unser Angeschaut dazu findet ihr hier.
Kommen wir gleich zur Frage, welche jedem auf der Zunge brennt: Kann die zweite Episode das hohe Niveau der ersten halten? Leider nicht ganz.
Out Of Time beginnt sehr stark und sogleich fühle ich mich zu den Klängen von Alt-J wieder in die Welt von Arcadia Bay hineinversetzt. Wiederum fällt mir die lebhafte Umwelt auf und jeder Gegenstand hat seine Geschichte. Auch lässt sich mit praktisch jeder Person ein Gespräch anfangen. Thematisch geht es schwer zur Sache. Mobbing und Depressionen sind Themen, welche selten in Videospielen behandelt werden.
Am Ende der Episode mache ich mir Vorwürfe. Hätte ich gewisse Ereignisse verhindern können? Ja, hätte ich, wenn ich nicht die ganze Zeit über dem Hedonismus gefrönt und mich wie eine egozentrische Göre benommen hätte. DONTNOD Entertainment schafft es viele kleine Entscheidungen zu summieren und ihnen Gewicht zu verleihen.
Inkohärenz
Life Is Strange glänzt nach wie vor in seinen ruhigen Momenten, wenn es sich auf zwischenmenschliche Beziehungen fokussiert. Leider gibt es im zweiten Drittel der Episode eine ziemlich mühsame Szene, in welcher der Fokus Richtung Gameplay geschoben wird. Rätsel à la „Finde die Nadel im Heuhaufen“ bereiten selten Spass und wirkt hier eher als Lückenfüller. Die Entwickler hatten eine aufwändige Szenerie gebaut und wussten nicht recht, wie sie gefüllt werden sollte oder zwei wichtige Plotpunkte miteinander verbunden werden ohne den Ort gleich wieder zu wechseln.
Die vielen Story-Stränge scheinen langsam Probleme zu bereiten. In einer Szene verhielt sich ein Charakter plötzlich komplett gegenteilig zu seinem bisherigen Auftreten, ohne eine Erklärung dafür zu liefern. Auch scheinen sämtliche Erwachsenen Personen die Ereignisse um sie herum komplett zu ignorieren und Max wirkt als 18-Jährige um viele Jahre reifer dadurch. Selbst die Lehrer reden mit ihr auf der selben Augenhöhe.
Nun kommen wir in leicht spoilerhaltige Gewässer. Der allumfassende Story-Bogen, das Mysteriöse der ersten Episode, wird hier fast komplett missachtet. Max und Chloe sprechen die Ereignisse zwar manchmal kurz in Gesprächen an, aber weiter vorangetrieben wird die Geschichte nicht. Das Ende war zwar schön und schuf ein Gefühl von aufkommendem Unheil, aber ich fühlte mich dabei an Lost erinnert und hoffe schlussendlich auf eine weitaus bessere Aufklärung, als bei jenem Serienfinale.
Fazit
Dies mögen nun einige negative Punkte gewesen sein, aber wer mit der ersten Episode seine Freude hatte, denn wird auch die zweite verzaubern. Während der kurzen Zusammenfassung der Geschichte zu Beginn konnte ich mich an sämtliche Ereignisse erinnern, was auch hier der Fall sein wird. Die ungewohnte Thematik, die lebhafte Welt und die einvernehmende Atmosphäre werden noch lange nachhallen – besonders die Konsequenzen meiner eigenen Handlungen. Eines steht fest: Ich werde irgendwann einen erneuten Durchgang starten und dieses Mal werde ich versuchen alles richtig zu machen. Dies bin ich meinem Mitschülern schuldig.
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